Sonntag, 30. September 2018

Sunrise in Miami Beach - Straße rauf, Strand und Boardwalk runter

Angekommen in Miami Beach!


Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Erster Lauf in den USA seit fast zwei Jahren


Am 21. Oktober 2016 war ich nach dem Chicago-Marathon und einem anschließenden Besuch bei unseren lieben Freunden Ken und Vera in New York zum letzten Mal auf amerikanischem Boden gelaufen, standesgemäß durch den Central Park in Manhattan.

Unser Hotel - am Start noch in Dunkelheit gehüllt...
Ich hatte mich auf die Rückkehr in die USA so sehr gefreut wie selten zuvor. Es sollte der erste Trip in die Vereinigten Staaten sein, bei denen wir mal ausnahmsweise nicht einen oder mehrere unserer zahlreichen Freunde und Bekannten dort besuchten, sondern ich löste eigentlich ein Versprechen ein, das ich meinen Töchtern und meiner Frau schon lange gegeben hatte:

Einen Road-Trip durch den "Sunshine State" Florida, mal ganz ohne Marathon-Wettkampf davor oder danach - USA-Urlaub ohne Marathon hatten wir letztmals 2005 gemacht, seitdem war ich immer nur mit Teilen der Familie (New York 2012, der Nicht-Marathon-wegen-Sandy und 2013) oder, wie zum Boston-Marathon 2015, sogar alleine gereist.

Mit meinen Mädels in Miami - märchenhaft!
Gestern waren wir angereist (unser Sohn Jan-Robin war zuhause geblieben, er hatte eigene Urlaubspläne und einer musste ja auch dem Hund Gesellschaft leisten...), mit dem Zug von Forbach nach Paris und dann mit Zwischenstopp in Lissabon direkt nach Miami. Es war eine lange, anstrengende, aber auch schöne Anreise, und auch der Jetlag steckt uns noch ein bisschen in den Knochen.

Miami Beach sollte gleich zu Beginn unseres Road-Trips ein Highlight werden - die Anmietung des Autos hatten wir mal noch aufgeschoben, hier wollten wir erstmal drei Tage verbringen und so richtig “ankommen”.

Im Hotel (Nautilus hieß es, ein schönes Art-Deco-Hotel, wo überwiegend Familien absteigen und das als eines der wenigen Hotels hier noch Preise hat, die normal Sterbliche auch zahlen können)  streckten wir erst mal die Füße aus, dann schauen wir uns die Gegend an und genossen zum Abschluss den Sonnenuntergang vom Hoteldach.

Nach langem Suchen: Endlich ein Zugang zum Strand!
Aber gleich am nächsten Morgen konnte ich die Füße nicht mehr stillhalten. Während die Mädels noch schliefen, schlüpfte ich in meine Laufklamotten und machte mich durch die noch ruhige Collins Avenue auf in Richtung Norden. Unser Hotel lag an der 18. Straße, der Plan war, entlang des Indian Creek mal bis zur 60. Straße hoch zu laufen und dann zwischen den eng aufeinander sitzenden Hotels irgendwo einen Durchgang zum Miami Beach Boardwalk am Meer zu finden, um auf dem Rückweg den Sonnenaufgang zu genießen.

Der Indian Creek ist eine teilweise natürliche und teilweise künstliche Wasserstraße. Er beginnt als künstlicher Kanal, an dem die Biscayne Bay auf die Lincoln Road trifft, und verläuft entlang des Dade Boulevard, der die Grenze zwischen South Beach und dem Rest der Stadt bildet. Ich traf auf ihn, nachdem ich circa 1 km gelaufen war, sah ihn da aber nur kurz, weil die einzige Straße direkt neben dem Creek der stark befahrene Highway A1A war. Da war so früh am Tag die Collins Ave. die ruhigere Alternative.

Endlich am Strand - aber noch ohne “Boardwalk”
Erst ab der 44. Straße, so ab km 2,5 sah ich ihn dann wieder, als die Collins Ave. einen Bogen machte und fortan parallel zum Highway lief. So ab km 5 suchte ich gezielt nach einem Durchgang zum Meer, aber das gestaltete sich schwierig. Raum ist kostbar in Miami Beach, und die Hotels sitzen dicht an dicht. Öffentliche Wege zum Strand hin gibt es nicht viele.

Ich wurde langsam nervös, weil ich ja unbedingt den Sonnenaufgang sehen wollte. Schließlich fand ich aber dann doch einen „Public Beach Access“ in Höhe der „Maison Grande Condominiums“ und dem „The Bath Club“, einer sehr exclusiven Clubanlage. Ich betone das „sehr“ - es gibt sicher einige Hotels in Miami Beach für normale Menschen, so wie unser „Nautilus“, aber meist und besonders in dieser Gegend hier wirkt das ganze doch äußerst mondän. Größtenteils sind das auch gar keine Hotelanlagen, sondern Eigentumswohnungen.

Sonnenaufgang über dem Atlantik - episch!
Das ist ja eigentlich nicht so meins, aber ich muss schon zugeben, dass ich verstehe, warum es so viele Menschen hierher zieht. Spätestens, nachdem ich nach einer kurzen Querung am Strand angekommen war und mich nun wieder Richtung Süden bewegte, nur wenige Minuten, bevor die Sonne aufgehen sollte, erfasste mich die „Faszination Miami Beach“ voll und ganz.

Leider – oder zum Glück, wie man’s nimmt – war der Boardwalk nicht durchgängig ausgebaut und ich musste Teile der Strecke durch den tiefen Strandsand laufen (man sieht’s am Split bei km 7).

Das kostet zwar etwas mehr Kraft und logischerweise auch Geschwindigkeit, war aber durchaus nicht unangenehm. Erst später, so ab der 50. Straße, sollte die Strandpromenade wieder durchgängig ausgebaut sein, wiewohl auch hier an vielen Stellen ständig Reparaturarbeiten stattfinden.

Der holzbeplankte Boardwalk bei km 8
Teilweise lief man auf Strandhöhe auf betonierten Wegen, teilweise aber auch auf leicht erhöhten, holzbeplankten Promenaden, von denen man interessante Einblicke in die Hotelgartenanlagen hatte.

Dort arbeiteten die Gärtner noch fleißig, einige Gäste hatten aber offenbar auch die Nacht gar nicht erst in ihrem Bett verbracht, sondern fläzten sich auf Liegen am Pool - hey, it’s holiday time...

Und dann ging die Sonne über dem Atlantik auf! Das muss man einfach gesehen haben, beschreiben lässt sich das nicht ansatzweise.

Vielleicht vermitteln die amateurhaften Handyfotos einen kleinen Eindruck, ebenso wie dieses Video.

Von da an hätte ich eigentlich noch zwei Stunden laufen können. Trotzdem ich mit recht hohem Puls unterwegs war (irgendwie steckten mir Flug und Jetlag wohl doch noch in den Knochen) fühlte ich mich kein bisschen erschöpft. Aber die Runde neigte sich dem Ende zu - und ich sollte ja auch noch ein wenig hier sein...

Kurz vorm Ziel an der 20. Straße (km 10,5)
Adrenalingefüllt und sehr glücklich lief ich meine Runde bis zur 18. Straße, also eine unterhalb unseres Hotels, zu Ende und dehnte mich noch einige Minuten vor dem Hoteleingang aus.

Danach ging’s für mich zurück in unser Hotelzimmer, um die Damen zu wecken und meinen nun schon doch recht großen Appetit beim Frühstück zu stillen.

Ein guter Anfang war das auf jeden Fall - bitte mehr davon! Das nächste Mal, also gleich morgen, geht’s nach Süden und dann zum Abschluss den legendären “Ocean Drive” hoch - aber bitte wieder mit Sonnenaufgang!