Sonntag, 10. April 2016

Éguelshardt - Wengelsbach - Éguelshardt, dann heim nach Neunkirchen



Das halbe Dutzend vollgemacht



Meine sechste 100-km-Fahrt 2016 (Achtung: Mal wieder jede Menge Potamologie!)


Start in Éguelshardt am Dorfgemeinschaftshaus

Heute wollten der Sohnemann und ich das schöne Wetter gemeinsam ausnutzen. Jan-Robin ist wegen der Abivorbereitung dieses Jahr nicht so richtig ins Training gekommen und wollte nicht allzu weit fahren, ich aber unbedingt über 100 km und trotzdem mit ihm zusammen.

Das lösten wir geschickt: Wir fuhren mit dem Auto bis kurz hinter Bitche (unser Startort war das schöne Éguelshardt am Falkensteiner Bach direkt an der rue nationale D662, der Hauptverbindungsstraße von Bitche nach Haguenau), wo wir das Auto parkten und auf eine gemeinsame Runde von knapp über 60 km gingen.

Wunderschön: Der Wald hinter Éguelshardt
Danach wollte Jan-Robin aber aussteigen, und da er ja mittlerweile den Führerschein hat, alleine nach Hause fahren. Ich wollte über Goetzenbruck, Enchenberg und dann das Bickenalbtal und den Bliesgau zurück - ca. 125 km.

Die Sonne schien herrlich, als wir uns auf den Weg machten und nach ca. 40 Minuten Autofahrt waren wir am Start am "Salle communautaire" in Éguelshardt.

Von dort ging's gleich über einen wenig befahrenen Nebenweg in Richtung der "kleinen Schweiz" (La Petit Suisse), einen wunderschönen von guten Asphaltwegen durchzogenen Waldgebiet hinter Éguelshardt.

Das malerische Petersbächle bei Ludwigswinkel
Wir umfuhren eine Sandsteinfelsformation in nordöstlicher Richtung und kamen am sogenannten "Erbsenweiher" vorbei, den Hanauer Wald ließen wir rechts liegen, befanden uns aber nichtsdestotrotz die ganze Zeit im Wald fernab von Hauptstraßen.

Das Einzugsgebiet des Falkensteiner Baches hatten wir jedoch verlassen und waren "eine Hügelkette weiter" im Quellgebiet des Schwarzbaches, der diesen Namen ab dem Zusammenfluß der drei Quellbäche Rothenbach, Muehlenbach und Neudorfer Bach trägt und später in Reichshoffen wieder mit dem Falkensteiner Bach zusammenfließt (später in Uttenhoffen fließt der Falkensteiner Bach dann in die "nördliche Zinsel" (La Zinsel Du Nord), und kurz darauf knapp vor Haguenau in Schweighouse-sur-Moder diese dann in die Moder, einen linken Nebenfluß des Rheins).
"Longhornranch" Gebüg - nicht nur was für Westernfans!

Kurz vor der Konfluenz von Falkensteiner- und Schwarzbach also wandten wir uns gen Norden in Richtung Sturzelbronn und verließen im oberen Neudorferbachtal das bewaldete Gebiet. Wir waren jetzt auf der Hauptstraße von Bitche nach Sturzelbronn und Ober- bzw. Niedersteinbach (D35).

Die fuhren wir noch ein paar Kilometer entlang und bogen dann links ab in Richtung Campingplatz Bremendell und Ludwigswinkel - die Strecke kannte ich ja schon von meiner letzten Tour in die Gegend.

Und wieder überfuhren wir eine Wasserscheide. In Ludwigswinkel fließt nämlich der Saarbach, der nur in Deutschland so heißt und unmittelbar nach dem Grenzübertritt zwischen Hirschthal und Lembach seinen Namen in "La Sauer" ändert - auch diese ist dann ein linker Nebenfluß des Rheins, der allerdings knapp 10 km nördlich der eben erwähnten Moder in den größten deutschen Fluß mündet.

Kurz hinter der Ortslage Schönau
An der Stelle in Ludwigswinkel, wo wir uns diesem an dieser Stelle noch jungen Fluß (die Quelle liegt 8 km weiter in Richtung Eppenbrunn) näherten, bogen wir allerdings nach rechts ab - der Weg sollte uns über eine Nebenstrecke, die ich bisher nicht kannte, nämlich über die beiden kleinen Dörfchen Petersbächle und Gebüg in Richtung Schönau führen.

Es ging ein wenig auf und ab, schließlich mussten wir eine kleine Hügelkette überwinden, um die der Saarbach nördlich herumfließt - hinter Gebüg begann dann auch die Abfahrt in Richtung Schönau, und kurz nach dem Ortseingang, bevor wir wieder ganz ins Tal und an den Fluß gekommen wären, bogen wir scharf rechts ab (180°) und fuhren die Wengelsbacher Straße, eine als solche ausgezeichnete Sackgasse, wieder bergan.
Waldeingang Richtung Wengelsbach

Der Grund war einfach: Ich wollte unbedingt mal nach Wengelsbach, und dabei reizte mich der Weg entlang des Wengelsbaches über Schönau. Wengelsbach liegt nämlich in Frankreich und ist mit dem Auto eigentlich nur über den "Col du Goetzenberg" von Niedersteinbach aus zu erreichen.

Aber es gibt einen Waldweg vom Ende der Sackgasse in Schönau entlang des Bachs, und nach einiger Sucherei im Internet war ich mutig genug, den mit dem Rennrad auszutesten. Bei quaeldich.de findet sich folgende Info:

Das sandige Waldstück
"Der Weg nach Schönau existiert natürlich noch, er ist allerdings hinter Wengelsbach für ungefähr 700 m nicht asphaltiert." Im schlimmsten Fall wären wir eben zurückgefahren, aber wir sind schon ganz andere Wege gefahren, und ein bißchen Abenteuer muss ja auch mal sein.

Dieses "Abenteuer" war aber eher unspektakulär. Man sieht es an den kleinen Fotos: Kein Problem.

Kurz Schotter, dann wieder Asphalt!
Der Asphalt wird zwar am Ende der Ortslage schlechter, aber ist noch problemlos befahrbar. Dann wird der Weg für ca. 600m sandig, aber das macht den Reifen wenig aus.

Die Strecke führt schnurstracks ca. 30m entfernt vom Bachbett in Richtung Ort.

Wenn überhaupt was kritisch ist, dann nur die letzten 150m Schotterpiste, ehe an der bebauten Ortslage von Wengelsbach wieder tip-top Asphaltbelag beginnt. Es wird kurz steil, dann eröffnet sich einem ein tolles Bild:

Das Wengelsbacher Tal und Dörfchen am Rastplatz kurz vor dem Ortsende
An der Stelle, kurz bevor der Weg sich gabelt (rechts runter in den Ort, links hoch zum Col) ist sogar eine Ruhebank, wo wir uns mal 5 Minuten Pause gönnten und den herrlichen Ausblick genossen.

Kurz vor der Passhöhe: Blick zurück nach Wengelsbach
Dann ging's den Col du Goetzenberg hoch: 2,1 km, 135 hm, in der Spitze zwischen 8 und 10% - anspruchsvoll, aber gut zu meistern. In der letzten Serpentine lohnt sich nochmal der Blick zurück ins Tal: Wunderschön. Der südliche Pfälzerwald ist echt ein Radfahrerparadies.

Nach dem Col, der eher unspektakulär ist, geht's auf 2,3 km 170 hm bergab. Unten trifft man auf die D3 im Steinbachtal, und wir fuhren rechts bachaufwärts in Richtung Obersteinbach (links liegt Niedersteinbach mit dem berühmten Hotel-Restaurant "Le Cheval Blanc", wo Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl gerne speist).

Jan-Robin im Wineckerthal
Wir hingegen stillten unseren Hunger mit Bananen und Riegeln auf unserem Weg durch Obersteinbach und dann hinaus aus dem Flußsystem des Saarbachs bzw. der Sauer über die D53 ins "Wineckerthal", immer entlang eines kleinen Baches, der am Ende des Tals in den Schwarzbach mündet.

Diesen fuhren wir nun bachaufwärts in Richtung Dambach/Neunhoffen, wo wir nochmal kurz Pause machten und unsere letzten gemeinsamen Vorräte mampften.

Wir hielten an einem der zahlreichen Kasemattengebäude der alten Maginot-Verteidigungslinie, der "Casemate de Neunhoffen".

Es ist gut, dass es diese Erinnerungen noch überall gibt, damit einem die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt mitten in Europa immer wieder vor Augen geführt wird.

Casemate de Neunhoffen
Kurz danach bogen wir nach links ab in Richtung Philippsbourg über eine kleine Anhöhe zurück ins Falkensteinerbachtal. Wir waren jetzt eigentlich gut warmgefahren, überquerten in Philippsbourg die D662 und machten uns gleich wieder an die nächste Steigung in Richtung Baerenthal. Das ist das Tal der "nördlichen Zinsel" (La Zinsel du Nord), die sich wie bereits erwähnt später mit dem Falkensteiner Bach vereint, bevor sie in die Moder mündet.

Es ging einige Kilometer die nördliche Zinsel hoch, ehe wir kurz hinter dem "Etang du Baerenthal" die D36 verliessen und die Rue Hammerschless entlang ins Schmalenthal Richtung Bannstein zur D662 fuhren, für Jan-Robin sollte dies der letzte Anstieg sein. Er hatte überraschend gut mitgehalten, immerhin hatten wir zusammen auf knapp 60 km fast 1.000 hm erfahren und dabei immer noch einen guten 26er-Schnitt gehalten.

Die Abfahrt durchs Lindelthal Richtung D36: Iiiih!
Zurück im Falkensteinerbachtal verabschiedeten wir uns, und ich suchte mir den nächstbesten Weg zurück ins Tal der nördlichen Zinsel. Ich wäre besser zurück ins Schmalenthal, wo die Straße richtig gut ware, gefahren: Der parallele Weg durchs Lindelthal zurück zur D36 fing zwar gut an, wurde aber nach der Passhöhe katastrophal schlecht. Rennradeignung: eher nein!

Endlich zurück auf der D36 wandte ich mich in Richtung Mouterhouse. Ich hätte es mir ja leicht machen und auf der Hauptstraße bleiben können, dann wäre ich in Lemberg rausgekommen, die Strecke kannte ich.

Die D37A hoch nach Goetzenbruck
Aber genau das war's: Die Strecke über die D36B, also durchs Hasseltal Richtung Althorn und dann über die D37A und Sarreinsberg hoch nach Goetzenbruck kannte ich noch nicht. Sie war zwar länger und auch schwerer, aber eben auch neu und unbekannt für mich. Also ging's da auch hin!

Zunächst ging es kurz vor dem großen See in Mouterhouse links ab und durch das Hasseltal mit nur leichtem Anstieg immer weiter den Breidenbach hoch. Nach 2 km durchfährt man ein malerisches Gehöft, nach 4 km kommt urplötzlich der Knick nach rechts, und es wird steil.

Es ging auch durch die Hangarder Partnergemeinde
Auf der D37A spürte ich das erste Mal an diesem Tag, dass meine Kräfte nicht unendlich sind. Ich musste ganz schön kämpfen hoch nach Goetzenbruck, rechts sah ich den großen Fernsehturm aus dem Wald ragen.

Aber schließlich war ich dann doch oben, hätte mich fast noch in Richtung Saint-Louis-lès-Bitche verfahren und kam dann schließlich nach einigem Auf und Ab doch nach Lemberg, wo es dann auch gleich in Richtung Enchenberg ging.

Jetzt bekam ich so richtig die zweite Luft: Es ging ja auch im wesentlichen flach mit nur leichten Wellen in Richtung Rohrbach-lès-Bitche und dann nach Petit-Rederching.

Noch schnell ein Selfie in Limbach (Zweibrücker Str.)
Hier oben, knapp oberhalb der Quellen der Bickenalbe, hatte ich nun die lange Abfahrt das Bickenalbtal hinunter vor mir. Ich hatte auch keine Lust mehr auf übermäßig viele Anstiege und entschloss mich daher, im Bickenalbtal zu bleiben und die geplante Route über Böckweiler und Blieskastel und die mit ihr verbundenen zusätzlichen Höhenmeter ausfallen zu lassen - auch wenn's so acht Kilometer mehr wurden als geplant.

So fuhr ich dann über Altheim, Zweibrücken und Ingweiler nach Wörschweiler. Dort tankte ich nochmal auf (meine Wasserflasche war leer, aber in Wörschweiler gibt's nette Menschen) und fuhr dann über Limbach, Kohlhof und die Scheib in Richtung Heimat. Zum Ende hin nahm ich's wieder ein wenig gemütlicher, aber ich war dann am Schluß doch auch gut müde.

Nach knapp unter fünf Stunden reiner Fahrzeit hatte ich eine meiner schönsten Touren der letzten Monate beendet. Viel Neues kennengelernt, viel Bekanntes wiedergesehen und vor allem sehr viel Spaß bei tollem Wetter gehabt. Ich freu mich auf viele schöne Touren in den nächsten Wochen!
















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