Kennt ihr das? Man ist mal irgendwo gewesen, würde sich auch gern daran erinnern, aber die Erinnerungen sind verblasst. Dann kommt man wieder hin, und -zack!- sind all die schönen Bilder im Kopf wieder da. Ein tolles Gefühl!
Kunst auf der Saar - man beachte die Schrift auf dem Boot... |
An einige Ortsnamen konnte ich mich noch erinnern - Remelfing, Lorentzen, Durstel - aber vieles hatte ich leider vergessen. Auch deshalb nahm ich mir die Tour heute vor, ich wollte aber auch ein bisschen Bergtraining in den Nordvogesen machen und mal nach Saint-Louis-lès-Bitche und Montbronn fahren, wo ich noch nie war. Außerdem freute ich mich auf unsere Hangarder Partnergemeinde Enchenberg und das Schwalbtal, worüber die Rückfahrt ging.
Leider sagte mein Kamerad Peter kurzfristig ab, als Polizist ist das manchmal so, vor allem, wenn der FCS in Chemnitz spielt (und dann auch noch 0:2 verliert...). Also machte ich mich gegen 08.45 Uhr alleine auf den Weg, am Anfang noch mit langer Jacke, Winterhandschuhen und Beinschonern, das Zeugs brauchte ich aber nur bis Sarreguemines, dann war es schon so angenehm sonnig und warm, dass ich den Rest der Tour "kurz" fahren konnte.
Kurz vor dem Saarkanal liegt in Sarreguemines ein 33,5m langes Modell der "Majesty of the seas" |
Nach knapp über einer Stunde war ich schon in Sarreguemines, fast ein 31er-Schnitt, aber nach dem "Strippen" der warmen Klamotten reduzierte ich das Tempo entlang des Saarkanals ein bisschen, ich hatte ja noch über 130 km vor mir. Nachdem ich zwei Tage vorher in der Eifel auf dem letzten Loch gepfiffen hatte, wollte ich mir das heute ersparen - zumal der Wind aus dem Osten kräftig blies und man bei der mäandernden Saar so öfter mal richtig fetten Gegenwind hatte.
Links die Saar, rechts der Saarkanal - zwischen Sarreinsming und Zetting |
Panoramablick auf das Eicheltal kurz vor Oermingen - im Vordergrund die Bahnline Saarbrücken - Straßburg |
Anstieg nach Durstel über Rexingen und die Rue de Durstel |
Weiter ging's nach oben, immer auf der D9 über Asswiller und Petersbach. Hier hat die Gruppe "Grand Chais de France (GCF)", Frankreichs führendes Exportunternehmen für Weine und Spirituosen mit Ablegern auch in Mainz sowie einigen fernöstlichen Ländern, ihren Stammsitz mit einer Betriebsfläche von 50.000 m², Weinkellern mit 80.000 Hektolitern Kapazität und vier Abfüllanlagen, die zusammen 1.000.000 Flaschen am Tag befüllen können. Und das in einem 700-Einwohner-Nest im Elsass. Manchmal hilft es, wenn der Firmengründer seine Heimat liebt - Joseph Helfrich, Eigentümer von GCF, stammt aus der Region. Der Weg nach La Petite Pierre über die D9 führt quasi mitten durchs Betriebsgelände - überspannt von einer Stahlbrücke, die ansprechend verglast einen tollen Eindruck macht.
Der Bergsporn mit der Festung Lützelstein in La Petite Pierre |
Kaum war ich im Ort, war ich auch schon wieder draußen: Es ging links ab Richtung Zittersheim im Modertal und damit ins Flußsystem des Rheins. Die Moder entspringt zwischen Zittersheim und Wingen-sur-Moder unterhalb von Moderfeld und ist ein 82 km langer Nebenfluß des Rheins, in den sie den größten Teil der Nordvogesen und den Norden der unterelsässischen Rheinebene entwässert. Das Einzugsgebiet umfasst 1.720 km² und ist damit nur knapp kleiner als das der Blies.
In Wingen-sur-Moder: Die D919 Richtung Col de Puberg. Ich bog rechts ab auf die D256 Richtung Goetzenbruck. |
Das Wetter war toll, alles roch nach Frühling - leider war ich aber wohl drei Wochen zu früh dran, weil die Bäume alle noch total kahl waren. Die Wälder im Elsass sehen viel toller aus, wenn alles in sattem Grün steht - aber auch so war es ein Erlebnis.
Die Kirche in Saint-Louis-lès-Bitche |
Heute wie ehedem bestimmt die historische Kristallglasmanufaktur das Leben im Ort. Seit dem Jahr 1989 ist die Hermès-Gruppe Mehrheitseigentümer und seit 1995 alleiniger Besitzer der Manufaktur. Die Übernahme von Hèrmes rettete die Produktion, umfangreiche Investitionen wurden vorgenommen und alte handwerkliche Techniken der Kristallglasherstellung wiederbelebt.
Besonders beeindruckend ist die Kirche, die zwischen 1892 und 1902 fast vollständig aus Sandstein aus den Vogesen gebaut wurde, im neoromanisch-rheinischen Stil. Die Familie Coëtlosquet, Eigentümer der Kristallglasfabrik zu jener Zeit, hat sie großzügig finanziert und auf einer Anhöhe errichten lassen, weil jeder Quadratmeter im Tal für die Fabrik gebraucht wurde. Ich musste leider weiter, aber werde sicher bald nochmal hierher kommen, um Kristallmanufaktur, Ort und Kirche näher in Augenschein zu nehmen.
Die Kirche in Enchenberg, unserer Hangarder Partnergemeinde |
Letztes Jahr haben wir hier eine tolle Radtour mit über 30 Teilnehmern hin gemacht, nun sollte ich auf fast der gleichen Strecke den Rückweg antreten - allerdings nicht bis auf die Hangard, sondern nach Hause, und auch nicht durch die Rue de la Chapelle in Enchenberg, sondern über die Rue de Lambach runter ins Schwalbtal.
Gut, dass ich mir ein paar Körner aufgehoben hatte - ich konnte richtig gut drücken, und flugs war ich schon in Volmunster, wo ich mich entschied, an der Moulin de Eschviller noch eine ausgedehnte letzte Pause zu machen und mir eine Pizza aux trois fromages zu gönnen, die dort superlecker ist.
Letzte Pause mit Pizza an der Moulin de Eschviller |
Ich hatte mir einen Schnitt von 27,1 km/h zum Ziel gesetzt, um in knapp unter sechs Stunden reiner Fahrzeit zu "finishen". Am Ende waren's 5:50 h - trotz 3 km mehr als geplant - und ein Schnitt von 28,3 km/h.
Langsam kommt die Form, und die 1.000-km-Mauer für dieses Jahr hab ich auf der Fahrt auch durchbrochen. Mittlerweile ist das Radfahren auch nicht mehr mühsam, sondern macht wieder richtig Spaß. Der Sommer kann kommen!
Wird die Pizza in der Moulin de Eschviller zügig serviert oder muss man lange warten ;-))) ?
AntwortenLöschenNormal eigentlich. Habe ca. eine Viertelstunde gewartet. War aber auch (noch) nicht viel los. Das ändert sich bestimmt in den nächsten Wochen, wenn das Wetter so bleibt. Dann hat Roger auch keine Zeit mehr für lange Gespräche wie diesmal ;-)
AntwortenLöschenTrotz längerer Pause am Ende immer noch ein Schnitt von über 28km/h - Respekt !!!
LöschenNetto! Elapsed Time: 7:21:44. Ich halte ja auch an Ampeln und achte die Vorfahrt anderer, außerdem nehm ich mir an interessanten Punkten wie z.B. Saint-Louis-lès-Bitche auch einfach mal ein bisschen Zeit und lasse das Rad stehen ;-)
AntwortenLöschenDa hast du eigentlich recht. Wir sind mit unserer Bexbacher/Homburger Trainingsgruppe vor 2 Wochen auch durch Saint-Louis-les Bitche und Dominique erzählte auch kurz was über den Ort und das Kristall, aber da war ich schon zu kaputt um genau zuzuhören und zu sehr beschäftigt an irgendeinem Hinterrad zu bleiben... Mit unterwegs anhalten um essen zu gehen oder ne Besichtigung zu machen geht bei meinem extrem schlechten Immunsystem leider garnicht, bei solchen Aktionen hole ich mir 100% ne Erkältung.
AntwortenLöschen;-( Schade. Aber im Sommer vielleicht...
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