Freitag, 7. März 2014

Ourtal, Sankt Vith, die Kyll hinab und rund um Prüm - 126km durch die Eifel

Ourtal, Sankt Vith, die Kyll hinab und rund um Prüm - 126km durch die Eifel von joaum bei Garmin Connect – Details

Die Eifel ist ein hervorragendes Rennradrevier - wenn man es nicht gerade superflach mag, ab und an mal rauhe Streckenabschnitte abkann und nicht allzu windanfällig ist. Dafür wird man mit beeindruckenden Panoramen, abwechselungsreichen Routen und tollen Naturerlebnissen, vor allem bei Waldpassagen, belohnt. Eins ist sie allerdings auch - gnadenlos. Vor allem die total unregelmässigen und teilweise richtig giftigen Profile können einem echt den Zahn ziehen. Nix für Spassradler, eher was für Rennradfahrer, die echt was erleben wollen

Panoramablick auf meinen Start- und Zielort Schönecken nach 7 km von der Heisdorfer Höhe aus

Und erlebt habe ich am gestrigen Donnerstag schon gleich zu Beginn meiner 126-km-Tour was Tolles: Nach der ersten Auffahrt von Nimsreuland aus dem Nimstal rauf nach Heisdorf kreuzte in einer Kurve am hellichten Tag eine Gruppe von fünf (!) Rehen meinen Weg. Ich konnte sie fast eine ganze Minute beobachten, als sie etwa in meinem Tempo parallel zur Straße über eine Anhöhe liefen, bevor sie die K120 kreuzten und im Wald zum Tal hin verschwanden. Das war echt toll.

Erste Mampfpause an der Grenze:
Die Wallonen im deutschsprachigen
Landesteil von Belgien sabotieren mit
Vorliebe die französische Schreibweise
auf Verkehrsschildern...
Nach der Überquerung der A60 und einer schnellen Abfahrt nach Lünebach ins Tal der Prüm bog ich ab Richtung Masthorn auf der K116 durchs Bierbachtal und fuhr am Eifel-Zoo vorbei. Am Lama-Gehege lieferten sich vier Lamas ein Wettrennen mit mir quer durchs ganze Gehege, das war richtig lustig.

Nach der Auffahrt nach Masthorn ging's auf und ab durch Hallert, Kesfeld, Leidenborn und Lützkampen, bevor ich an die belgische Grenze und nach einer waldigen Abfahrt runter ins Tal der Our gelangte.

Ich blieb aber nur wenige Kilometer an diesem Nebenfluß der Sauer, den ich später nochmal wiedersehen sollte, und bog bei Burg Reuland ins Tal des Nebenflußes Ulf ein.

Danach ging's durch Oudler, Grüfflingen und Schirm und nach einer kurzen Abfahrt nach Sankt Vith, einer knapp 10.000 Einwohner zählenden Stadt am Schnittpunkt zwischen Eifel und Ardennen, vielen Deutschen bekannt durch das dortige "Lederland" und die bekannten Brautmodenläden.

Zweite Mampfpause: Die Kirche in Sankt Vith
Konzertbesucher erinnern sich vielleicht noch an die legendären "Alive"-Festivals von 1999 bis 2005 mit bis zu 20.000 Besuchern und Auftritten u.a. von Iggy Pop, den Sisters or Mercy, aber auch deutschen Bands wie den Toten Hosen, NENA, Brings, den Söhnen Mannheims oder auch Juli, Silbermond und Wir sind Helden.

Direkt nach Sankt Vith ging's wieder hoch, der "Prümer Berg" mit 100hm Differenz wartete. Hier fährt man viel durch bewaldetes Gebiet, und wie fast überall in der Gegend ist der Boden der mit kräftigen Nadelbäumen bewachsenen Wälder sehr stark vermoost. Das sieht jedesmal toll aus, vor allem wenn die Sonne rein scheint, wie in einem Märchenwald. Danach ging es durch einige Satellitenorte von Sankt Vith mit oft wirklich wunderschönen, modernen Wohnhäusern und auf guten Straßen - und das nicht zum letzten Mal - zurück ins Ourtal.

Diesmal ging es knapp 8 km an der Our vorbei, ehe ein langer Anstieg nach Manderfeld langsam aber sicher anfing, mir den Saft aus den Beinen zu ziehen. Eine andere Möglichkeit, z.B. an der Our vorbeizufahren, gab es aber, dachte ich, nicht. Erst jetzt bei der Nachbereitung fiel mir auf, daß es wohl doch eine asphaltierte Strecke unten durchs "deutsche Ourtal" über Wischeid, Verschneid und, zurück in Belgien, Weckerath gegeben hätte. Die hätte mir wohl 60-80 Höhenmeter gespart. Das probier ich irgendwann mal.

Oben angekommen, machte ich meine dritte Essenspause, dann ging es wieder runter ins Ourtal durch Berferath.

Dritte Mampfpause: Panoramablick von der Höhe bei Manderfeld über das "deutsche Ourtal" bei Verscheid
Zum letzten Mal überquerte ich die Our und fuhr - wieder mal - hoch nach Hüllscheid/Hergersberg, zum höchsten Punkt der Strecke und zur Grenze bei Allmuthen zurück nach Deutschland. An der Wasserscheide Our/Kyll und der B265 überquerte ich die Grenze - und fühlte mich zum ersten Mal richtig müde.

Zunächst in Rheinland-Pfalz, kam ich schon bald nach Nordrhein-Westfalen. Hier dachte ich eigentlich, ich könnte mich auf dem Weg über Hallschlag zum Kronenburger See, wo die junge Kyll gestaut wird, und weiter nach Stadtkyll ein wenig erholen, aber die Abfahrt wird immer wieder von kleinen, giftigen Anstiegen unterbrochen, die eine echte Regeneration schwer machen.

Vierte und letzte Mampfpause an der Kirche in Stadtkyll
Kurz nach der Querung der B51 war ich wieder in Rheinland-Pfalz. In Stadtkyll machte ich meine letzte Essenspause.

Ich fühlte mich mittlerweile wieder etwas besser, es waren noch ca. 35 km, davon ca. 13 runter durchs Kylltal, und zunächst rollte es auch klasse, durch Jünkerath und Birgel, bis nach Oberbettingen.

Dort ging's dann raus aus dem Kylltal und auf die letzten 22 km, 13 meist rauf, 9 meist runter. Vorbei das recht schnelle Rollen mit großen Gängen und hoher Trittfrequenz.

Hier, bei den eigentlich leichten Anstiegen in Richtung Büdesheim durch Scheuern und vorbei an Oos, merkte ich, dass meine Reserven schon ziemlich verbraucht waren.
An der Wasserscheide zwischen Kyll und Sauer oberhalb
von Büdesheim auf der L10 kurz vor der finalen Abfahrt
heimwärts. Am langen Schatten des Fotografen sieht man,
dass es schon ziemlich spät am Tag war...

So quälte ich mich hoch nach Wallersheim, wo der Scheitelpunkt zwischen dem Flusssystem der Kyll und dem der Sauer liegt, und machte mich auf die letzten 10 km meist bergab durch Hersdorf zurück nach Schönecken.

Mein Trittfrequenzmesser versagte irgendwann, das lag wohl an der Batterie. Auch meine "Batterie" ging rapide zuneige, ich war am Ende auch ziemlich dehydriert. Jedenfalls trank ich nach der Heimkehr erstmal drei 0,7l-Flaschen Sprudel - und hatte danach immer noch Durst. Die Sonne verliert so früh im Jahr auch nach 16 Uhr merklich an Kraft, daran hätte ich denken müssen - ich hab hintenraus ganz schön gefroren.

Anspruchsvoll, schwer sogar, windig, am Ende kalt - aber es war eine echt tolle Tour durch die Eifel. Jetzt wird aber erst mal regeneriert...








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