Die Eifel ist ein hervorragendes Rennradrevier - wenn man es nicht gerade superflach mag, ab und an mal rauhe Streckenabschnitte abkann und nicht allzu windanfällig ist. Dafür wird man mit beeindruckenden Panoramen, abwechselungsreichen Routen und tollen Naturerlebnissen, vor allem bei Waldpassagen, belohnt. Eins ist sie allerdings auch - gnadenlos. Vor allem die total unregelmässigen und teilweise richtig giftigen Profile können einem echt den Zahn ziehen. Nix für Spassradler, eher was für Rennradfahrer, die echt was erleben wollen
Panoramablick auf meinen Start- und Zielort Schönecken nach 7 km von der Heisdorfer Höhe aus |
Und erlebt habe ich am gestrigen Donnerstag schon gleich zu Beginn meiner 126-km-Tour was Tolles: Nach der ersten Auffahrt von Nimsreuland aus dem Nimstal rauf nach Heisdorf kreuzte in einer Kurve am hellichten Tag eine Gruppe von fünf (!) Rehen meinen Weg. Ich konnte sie fast eine ganze Minute beobachten, als sie etwa in meinem Tempo parallel zur Straße über eine Anhöhe liefen, bevor sie die K120 kreuzten und im Wald zum Tal hin verschwanden. Das war echt toll.
Erste Mampfpause an der Grenze: Die Wallonen im deutschsprachigen Landesteil von Belgien sabotieren mit Vorliebe die französische Schreibweise auf Verkehrsschildern... |
Nach der Auffahrt nach Masthorn ging's auf und ab durch Hallert, Kesfeld, Leidenborn und Lützkampen, bevor ich an die belgische Grenze und nach einer waldigen Abfahrt runter ins Tal der Our gelangte.
Ich blieb aber nur wenige Kilometer an diesem Nebenfluß der Sauer, den ich später nochmal wiedersehen sollte, und bog bei Burg Reuland ins Tal des Nebenflußes Ulf ein.
Danach ging's durch Oudler, Grüfflingen und Schirm und nach einer kurzen Abfahrt nach Sankt Vith, einer knapp 10.000 Einwohner zählenden Stadt am Schnittpunkt zwischen Eifel und Ardennen, vielen Deutschen bekannt durch das dortige "Lederland" und die bekannten Brautmodenläden.
Zweite Mampfpause: Die Kirche in Sankt Vith |
Direkt nach Sankt Vith ging's wieder hoch, der "Prümer Berg" mit 100hm Differenz wartete. Hier fährt man viel durch bewaldetes Gebiet, und wie fast überall in der Gegend ist der Boden der mit kräftigen Nadelbäumen bewachsenen Wälder sehr stark vermoost. Das sieht jedesmal toll aus, vor allem wenn die Sonne rein scheint, wie in einem Märchenwald. Danach ging es durch einige Satellitenorte von Sankt Vith mit oft wirklich wunderschönen, modernen Wohnhäusern und auf guten Straßen - und das nicht zum letzten Mal - zurück ins Ourtal.
Diesmal ging es knapp 8 km an der Our vorbei, ehe ein langer Anstieg nach Manderfeld langsam aber sicher anfing, mir den Saft aus den Beinen zu ziehen. Eine andere Möglichkeit, z.B. an der Our vorbeizufahren, gab es aber, dachte ich, nicht. Erst jetzt bei der Nachbereitung fiel mir auf, daß es wohl doch eine asphaltierte Strecke unten durchs "deutsche Ourtal" über Wischeid, Verschneid und, zurück in Belgien, Weckerath gegeben hätte. Die hätte mir wohl 60-80 Höhenmeter gespart. Das probier ich irgendwann mal.
Oben angekommen, machte ich meine dritte Essenspause, dann ging es wieder runter ins Ourtal durch Berferath.
Dritte Mampfpause: Panoramablick von der Höhe bei Manderfeld über das "deutsche Ourtal" bei Verscheid |
Zunächst in Rheinland-Pfalz, kam ich schon bald nach Nordrhein-Westfalen. Hier dachte ich eigentlich, ich könnte mich auf dem Weg über Hallschlag zum Kronenburger See, wo die junge Kyll gestaut wird, und weiter nach Stadtkyll ein wenig erholen, aber die Abfahrt wird immer wieder von kleinen, giftigen Anstiegen unterbrochen, die eine echte Regeneration schwer machen.
Vierte und letzte Mampfpause an der Kirche in Stadtkyll |
Ich fühlte mich mittlerweile wieder etwas besser, es waren noch ca. 35 km, davon ca. 13 runter durchs Kylltal, und zunächst rollte es auch klasse, durch Jünkerath und Birgel, bis nach Oberbettingen.
Dort ging's dann raus aus dem Kylltal und auf die letzten 22 km, 13 meist rauf, 9 meist runter. Vorbei das recht schnelle Rollen mit großen Gängen und hoher Trittfrequenz.
Hier, bei den eigentlich leichten Anstiegen in Richtung Büdesheim durch Scheuern und vorbei an Oos, merkte ich, dass meine Reserven schon ziemlich verbraucht waren.
So quälte ich mich hoch nach Wallersheim, wo der Scheitelpunkt zwischen dem Flusssystem der Kyll und dem der Sauer liegt, und machte mich auf die letzten 10 km meist bergab durch Hersdorf zurück nach Schönecken.
Mein Trittfrequenzmesser versagte irgendwann, das lag wohl an der Batterie. Auch meine "Batterie" ging rapide zuneige, ich war am Ende auch ziemlich dehydriert. Jedenfalls trank ich nach der Heimkehr erstmal drei 0,7l-Flaschen Sprudel - und hatte danach immer noch Durst. Die Sonne verliert so früh im Jahr auch nach 16 Uhr merklich an Kraft, daran hätte ich denken müssen - ich hab hintenraus ganz schön gefroren.
Anspruchsvoll, schwer sogar, windig, am Ende kalt - aber es war eine echt tolle Tour durch die Eifel. Jetzt wird aber erst mal regeneriert...
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