Sonntag, 1. März 2020

#london2020 #016 13. Ferraro-Gutsweiherlauf

Nimm das, Schweinehund!





Sieg in der Altersklasse, 28. insgesamt beim 13. Ferraro-Gutsweiherlauf

Auch wenn's nicht für die Zielzeit reichte: Ich bin zufrieden!

 

"Je älter man wird, desto mehr läuft man mit dem Kopf und weniger mit den Füßen!" hat mir ein alter Laufhase mal gesagt. Den Spruch hab ich mir gemerkt - und heute beherzigt. Doch dazu später mehr!

Am Ende der ersten Runde um den Weiher
(Foto: sportregio.de / Schneider)
Heute war mein fünfter Ferraro-Gutsweiherlauf: Bei der 3., 5., 6. und 8. Auflage war ich schon dabei und habe dabei alles erlebt:  2010 war's bitterkalt, 2012 schönes Frühlingswetter wie heute (wenn auch einen Tick wärmer und nicht so windig), 2013 dann wieder bitterkalt incl. geschlossener Schneedecke und zugefrorenem Weiher und 2015 dann wieder wie heute (nur ohne Sonnenschein).

Die zweite Rennhälfte ist nun auch verändert: Beim Verlassen des Erlenbrunnenbachtals biegt man nicht gleich ab Richtung Wasserscheide zum Tal des Biehlersweihers, sondern läuft den Weg hoch in Richtung Menschenhaus noch bis zu einer Wendemarke, dann erst wieder runter und rüber ins Nachbartal - wie früher.

Es war richtig was los - bei Kaiserwetter!
Dann aber wendet man erneut kurz vor dem Biehlersweiher und läuft auf der gleichen Stelle wieder zurück, anstatt wie früher zum Biehlersweiher zu laufen und links vorbei an der Fischerhütte den mörderischen Anstieg hoch zur Wasserscheide zu bezwingen, ehe es wieder runter ins Erlenbrunnenbachtal und Richtung Ziel geht. Von den Höhenmetern ist es fast das gleiche, aber die neue Strecke läuft sich trotzdem angenehmer.

Wie so oft, war ich auch heute vor einem Wettkampf relativ lust- und mutlos, geplagt von Selbstzweifeln und scheinbar unmotiviert. Auf Nachfragen von Bekannten, u.a. meinen beiden Radbrüdern Peter Schmitt und Peter Jung, die wie schon seit Beginn der Traditionsveranstaltung die Führungsarbeit auf den Crossrädern übernahmen, nach meinen Erwartungshaltungen wiegelte ich wie immer ab und suchte mir schon im Vorfeld Ausreden: Also ein ganz typisches Läuferverhalten, das nur die innere Anspannung zeigt - dachte ich zumindest.

Als es dann losging, merkte ich schon auf dem ersten Kilometer, dass der Virus, der mich zu Beginn der Woche geschwächt hatte, wohl doch noch nicht ganz verschwunden war oder zumindest noch nachwirkte.

Im Ziel war ich total platt - "ich hann alles geb!"
Ich war sehr früh am Anschlag, hatte große Probleme an der ersten Steigung zu Beginn des Trailteils (nach einer Runde um den Weiher) und hätte am liebsten schon nach 1,5 Kilometern aufgehört. Viel hat wirklich nicht gefehlt.

Aber dann übernahm der Kopf: "Das ist dein erster Zehner seit Köln 2018, wo Du mit Verletzung rausmusstest - das erste DNF deiner Läuferkarriere. Soll das heute das zweite sein? Reiß Di zsammn!" Ich entschied mich also weiterzumachen, auch wenn's mir elend ging.

Im Anstieg hoch zur Kirkeler Straße litt ich ordentlich, aber suchte mir ein Tempo, das kommod war, und freute mich auf den Ablauf. Der war dann auch in einem Schnitt von 4:08/km ganz ok, und schon war die Hälfte des Laufs herum.

Ich teilte mich beim folgenden Anstieg mit Wende, kurzem Ablauf und dem nächsten Anstieg rüber ins Biehlersweihertal gut ein, zwei Kameraden hatten ungefähr mein Tempo, und so liefen wir zusammen. Je länger das Rennen dauerte, umso lauter keuchte ich (Monica-Seles-style) und fühlte mich dabei trotzdem immer besser.

Und jetzt nochmal zum "Laufen mit Kopf": Durch die drei Wendemarken hatte ich immer im Blick, wer alles vor mir war: Die Leute kamen mir vor der letzten Wende ja entgegen. Keiner von denen sah aus wie 50 oder älter, nur der Kollege in meiner Dreiergruppe, Stephan Becker mit der 605 aus Sarreguemines, hatte wallendes, sehr graues Haar.

Entspanntes Auslaufen mit Stephan Bonner
Ich spekulierte also auf den Sieg in der Altersklasse, blieb Stephan an den Hacken, und nach der Überwindung des letzten Anstiegs, 1,5 km vor dem Ziel, kam dann die "Aaa-ttackeee!" - ich rannte bergab und auf die letzte lange Gerade Richtung Weiher mit Vollgas, die Beine waren auch gut, und ich hatte noch Körner aufgespart.

Bei der Neun-Kilometer-Marke blickte ich mich um, Stephan war ca. 50 m zurück, und ich hielt das Tempo hoch und gab alles.

Den letzten Kilometer lief ich in 4:08/km, kassierte noch einen Läufer vor mir ein (Eric Deutschmann mit der 624, ebenfalls aus Sarreguemines, aber fünf Jahre jünger als ich) und distanzierte schließlich meinen vermuteten Altersklassekonkurrenten um 15 Sekunden.

Am Ende Platz 1 in der M50!
Im Ziel dann eine 44:47,1 und somit Platz 28 (ich lande bei diesem Lauf scheinbar immer zwischen 20 und 50). Und - tada! - Erster in der M50, der ersten "Greisenklasse"!

Nach dem Lauf hielt ich mir einigen Lauffreunden, u.a. der Truppe aus Wustweiler mit Markus Groß und Philippe Weingart und mit Stephan Bonner aus Neunkirchen sowie meinem alten "Scholakamerad" Alexander Fuchs von den Grojos noch einige Schwätzchen, nahm stolz meine Siegerehrung entgegen und ging mit einem dann doch guten Gefühl nach Haus.

Auch wenn's mit der angepeilten Zeit um die 42:30 nichts wurde: Der Lauf ist sehr schwer, früh in der Saison (und der Vorbereitung) und es war wichtig, wieder in den Wettkampfmodus zu schalten.

Die Galligkeit, die Härte und den Biss holt man sich nur da. Die Zeiten werden noch kommen.

Danke an meinen Verein, den VfA Neunkirchen, für die Ausrichtung und die viele Arbeit, die dahintersteckt. Ihr seid die Besten!

Morgen dann Ruhetag, Dienstag 75 Minuten Dauerlauf in 5:40/km, Mittwoch 40 Minuten Joggen in 6:00/km.

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