Mittwoch, 18. Oktober 2017

#granfondo_2017_22 Festival des Cols des Vosges (nord et sud du Bruche)


Grandioser Vogesentag!

Donon, Champ du Feu, Rocher de Mutzig, Grossmann - Berge, Berge, Berge!


Für den heutigen Samstag hatte ich mir die Vogesentour vorgenommen, die ich schon seit Jahren fahren wollte - nördlich und südlich des Tals der Bruche, die auf 77 km die Vogesen durchfließt, ja teilt, bevor sie in die Ill fließt.

Startort war Hesse
Startort war Hesse, nah am Zusammenfluss der beiden Saar-Quellflüsse, von wo aus ich gegen 09:45 Uhr losfuhr. Das Auto hatte ich in der "Rue de la Vielle Porte", wenige Meter hinter dem wunderschönen alten Stadttor, geparkt. Die ersten Kilometer waren noch recht flach, erst kurz vor Abreschviller, als es aus dem Tal der roten Saar rüber in das der weißen ging,wurde es ein wenig wellig, aber auch sehr schön: Über Vasperviller kam ich nach Saint-Quirin, ausgezeichnet als eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Von dort war ich schnell im Tal der weißen Saar, dieses fuhr ich nun bergan - zum ersten Mal, bisher war ich hier nur mit dem Auto unterwegs gewesen.

Saint-Quirin
Die weiße Saar fließt hier mit geringem Gefälle durch ein nicht besonders breites, aber sehr schönes Tal, auf dessen Wiesen viele schottische Hochlandrinder stehen - die älteste registrierte Viehrasse, die sich besonders für extensive Weidebewirtschaftung eignet und vielfach auch in Beweidungsprojekten eingesetzt wird. So wohl auch hier.

Über Turquestein-Blancrupt ging's dann langsam in den spürbaren Anstieg hoch zum Col du Donon. Man hat die ganze Zeit die weiße Saar rechts neben der Straße im Auge, irgendwann sieht man auch den Gipfel des Donon mit dem keltischen Tempel auf der Spitze richtig gut - ein toller Anblick.

Dann, spätestens nachdem die weiße Saar im Wald verschwindet (die Quelle liegt schwer zugänglich abseits der Straße) wird's dann auch richtig steil. Aber quälen muss man sich nie, und nach 31 km insgesamt, davon 14 im Tal der weißen Saar war ich dann auch schon oben und der erste von vier Anstiegen, die mir heute bevorstanden, war geschafft. Insgesamt brauchte ich exakt 50 Minuten für die 16,4 km, wobei ich recht sparsam 250 Watt im Schnitt verbrauchte (19,7 km/h).


Auf dem Weg zum Donon
Nun begann die Abfahrt in Richtung des Tals der Bruche über Grandfontaine. Mit dem Rad war das für mich einen Premiere, und ich genoss die schöne "descente" bei herrlichem Sonnenschein und trockener Straße. Auf dem KOM (eigentlich halte ich nichts von Abwärts-KOMs) lag ich mit 50,2 km/h über die 5 km irgendwo im Mittelfeld der 960 Fahrer, Sebastian Giffhorn, mein Kumpel vom RSC Überherrn, liegt hier auf Platz 2 - sein jugendlicher Todesmut fehlt mir hingegen völlig.

Unten in Schirmeck wendete ich mich nach rechts und fuhr die Bruche hinauf, kurz vor Rothau machte ich meine erste Pause, aß, trank und unterhielt mich mit zwei Jungs, die mein Rad bewunderten und mich richtig zu der Di2-Schaltung ausquetschten. Danach ging's über die Bruche, weiter flussaufwärts bis Fouday, dann links ab ins Tal der Chirrgoutte über die D57 hoch in Richtung Champ du Feu bzw. erstmal Col de la Charbonnière.


Im Anstieg hinter Waldersbach
Dieser Anstieg hat es wirklich in sich. Hinter Waldersbach beginnen 5,5 km Steigung mit ca. 8% im Schnitt und einem Spitzenstich von 20%. Ich teilte mich aber gut ein und genoß die waldreiche Auffahrt, dann ging's gleich links ab in Richtung Champ du Feu, welches ich kurz danach erreichte - der höchste Punkt der Runde, 1099m über N.N.. Kurz vor dem Erreichen des 20 m hohen Aussichtsturm eröffnet sich rechterhand ein toller Blick in die elsässische Ebene, leider schaffte ich es nicht, ein Foto zu machen - es musste ja weitergehen!

Als die Gegend noch deutsch war, hieß der Berg "Hochfeld" - und der Name charakterisiert ihn auch recht gut. Der Champ du Feu ist die höchste Erhebung der Mittelvogesen wie auch des Départements. Das Gipfelplateau ist von weitläufigen Heide- und Moorflächen geprägt, deren Vegetation subalpine Züge trägt (u. a. Bergkiefern).


Am Col de la Charbonnière


Der Turm wurde 1898 vom Vogesenclub errichtet, der Zugang ist allerdings nicht gestattet, da sich dieser in einem verfallenen Zustand befindet. Wegen seiner guten Sichtbedingungen ist der Berg auch bei Amateurastronomen beliebt. Im Winter ist der Champ du Feu ein viel besuchtes Skigebiet mit dem Mittelpunkt Le Hohwald (Quelle: Wikipedia).

Nach meiner zweiten Pause ging's dann weiter Richtung Natzwiller-Struthof, vorbei an der dortigen Gedenkstätte mit dem ehemaligen Konzentrationslager.

Das weithin sichtbare flammenförmige Mahnmal für die Deportierten jagte mir wie immer einen Schauer der Scham und Wut über den Rücken. Nie wieder Faschismus, kein Fußbreit den Nazis! Man wünschte sich, viel mehr Menschen als ohnehin kämen regelmäßig hierher.

Wieder zurück im Tal der Bruche füllte ich erstmal meine Flasche auf, dann ging's flußabwärts bis fast raus aus den Vogesen: Durch Lutzelhouse und Urmatt merkt man schon gar nichts mehr von den Bergen, und nach dem Abbiegen nach links die Hasel hoch dauert es auch einige Kilometer, bis man hinter Nieder- und Oberhaslach wieder Steigungen spürt.


Oben auf dem Champ du Feu (1.099m)
Ich machte meine dritte Pause und startete den dritten und harmlosesten Anstieg des Tages den Breitberg hoch, vorbei an der Burg Nideck und den berühmten 25m hohen Wasserfällen - dafür hatte ich heute leider keine Zeit.

662m über N.N. liegt der "Col des Pandours", den ich kurz darauf nahm und mich ins Tal in Richtung Wofsthal und schließlich Wangenbourg-Engenthal.

Der Ort ist unter Radfahrern eher bekannt als Beginn des Anstiegs in Richtung Dabo (Col de Valsberg), aber von hier aus ist auch ein anderer Anstieg sehr interessant: Die Mossig tritt hier aus dem Gebirgsmassiv hervor, und ihr folgte ich in Richtung Windsbourg hoch zum Hengst (888m). Der Hengst ist mit 888 Metern der höchste Punkt und somit Passübergang eines der vielen Forststräßchen in den unendlichen Wäldern der mittleren Vogesen zwischen Abreschviller und dem Unterelsass. Das darüber führende Forststräßchen ist durchgehend asphaltiert, wobei der Belag sogar meist besser ist als auf vielen klassifizierten D-Straßen.

Die Quelle der gelben Zorn, 830m über N.N.
Mitten im Anstieg an der Mossig machte ich nochmal kurz Pause und futterte den Rest meiner Vorräte bzw. füllte meine Trinkflaschen ein letztes Mal auf. Dann ging's weiter bergan - in Windsbourg dachte ich schon, ich hätte es geschafft, aber weit gefehlt, von da sind es noch gute drei Kilometer, ehe man am Maison forestière du Hengst vorbeikommt und die Abfahrt in Richtung Quelle der "gelben Zorn" beginnt.

Diese erreichte ich dann nach ca. vier Kilometern und von da an ging die Abfahrt richtig ab. Vorsicht war geboten, da der Asphalt nicht besonders gut war. Aber recht schnell war ich unten an der Abzweigung, wo die Route forestière de Wellerst das Zorntal verlässt und zum Col du Brechpunkt ansteigt (den zähl ich jetzt mal nicht als einen der Anstiege, sonst wären es ja deren fünf). Nun ging's endgültig nur noch bergab Richtung Abreschviller - die Route forestière Richtung Grand Soldat war neu gemacht, aber noch voller Granulat, da hieß es vorsichtig sein.

In Abrschviller dann suchte ich den schnellsten Weg zurück nach Hesse, meine Akkus waren leer. Über Voyer und Harzviller gings an die Bievre, und der Rest war flach.

Nach fast 160 km und deutlich mehr als 3.000 hm war ich voller Adrenalin und Dopamin. So eine schöne Tour hatte ich schon lange nicht mehr!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen