Samstag, 8. März 2014

Die Saar hinab, durchs Eicheltal und die Nordvogesen

Die Saar hinab, durchs Eicheltal und die Nordvogesen von joaum bei Garmin Connect – Details


Kennt ihr das? Man ist mal irgendwo gewesen, würde sich auch gern daran erinnern, aber die Erinnerungen sind verblasst. Dann kommt man wieder hin, und -zack!- sind all die schönen Bilder im Kopf wieder da. Ein tolles Gefühl!

Kunst auf der Saar - man beachte die Schrift auf dem Boot...
So ging es mir bei meiner Radtour heute. 2007 war ich auf meiner ersten Alpenüberquerung mit den Schwarzenholzer Bergziegen von Schwarzenholz aus die erste Etappe über Saarbrücken, Sarreguemines und das Eicheltal nach La Petite Pierre und dann weiter nach Saverne gefahren.

An einige Ortsnamen konnte ich mich noch erinnern - Remelfing, Lorentzen, Durstel - aber vieles hatte ich leider vergessen. Auch deshalb nahm ich mir die Tour heute vor, ich wollte aber auch ein bisschen Bergtraining in den Nordvogesen machen und mal nach Saint-Louis-lès-Bitche und Montbronn fahren, wo ich noch nie war. Außerdem freute ich mich auf unsere Hangarder Partnergemeinde Enchenberg und das Schwalbtal, worüber die Rückfahrt ging.

Leider sagte mein Kamerad Peter kurzfristig ab, als Polizist ist das manchmal so, vor allem, wenn der FCS in Chemnitz spielt (und dann auch noch 0:2 verliert...). Also machte ich mich gegen 08.45 Uhr alleine auf den Weg, am Anfang noch mit langer Jacke, Winterhandschuhen und Beinschonern, das Zeugs brauchte ich aber nur bis Sarreguemines, dann war es schon so angenehm sonnig und warm, dass ich den Rest der Tour "kurz" fahren konnte.
 
Kurz vor dem Saarkanal liegt in Sarreguemines ein
33,5m langes Modell der "Majesty of the seas"
Auf dem Weg an die Saar traf ich in Scheidt noch meine Genossen vom SPD-Ortsverein, die fleißig Rosen zum Weltfrauentag verteilten. Mit dabei war auch Minister Ulrich Commerçon. Ich hielt ein kurzes Schwätzchen und bog kurz danach Richtung Brebach-Fechingen ab, an der Saar ab Güdingen rollte es richtig gut.

Nach knapp über einer Stunde war ich schon in Sarreguemines, fast ein 31er-Schnitt, aber nach dem "Strippen" der warmen Klamotten reduzierte ich das Tempo entlang des Saarkanals ein bisschen, ich hatte ja noch über 130 km vor mir. Nachdem ich zwei Tage vorher in der Eifel auf dem letzten Loch gepfiffen hatte, wollte ich mir das heute ersparen - zumal der Wind aus dem Osten kräftig blies und man bei der mäandernden Saar so öfter mal richtig fetten Gegenwind hatte.

Links die Saar, rechts der Saarkanal - zwischen
Sarreinsming und Zetting
Bei Wittring verliess ich den Kanal und machte mich über die D33 auf Richtung Eicheltal. Ich wollte ab dem Gare de Kalhausen einen Feldweg entlang der Bahntrasse nach Oermingen erkunden, vorbei an der kleinen Siedlung Hutting. Vorher aber überraschte mich die Nicht-Aktualität des Kartenmaterials von GoogleMaps, nach dem ich die Tour geplant hatte: Die dort eingezeichnete D33 zwischen Rebberg und Weidesheim wurde nämlich südlich der Gleise verlegt, ich folgte dem eingezeichneten alten Verlauf und stand "plötzlich und unerwartet" vor den mit einem Tor verschlossenen Gleisen der SNCF. Also ein Kilometer zurück, die richtige Straße genommen und vorbei am Gare de Kalhausen über die erwähnte Nebenstraße Richtung Hutting und Oermingen, wo ich dann zum ersten Mal die Eichel überquerte - ca 4 km vor ihrer Mündung in die Saar.

Panoramablick auf das Eicheltal kurz vor Oermingen - im Vordergrund die Bahnline Saarbrücken - Straßburg
 Ab hier kannte ich auch die Strecke wieder - es war wie eine Zeitreise ins Jahr 2007. Über Voellerdingen und Lorentzen (wo ich die erste Esspause machte) ging's nach Diemeringen, wo ich das Eicheltal verliess und hoch Richtung Durstel in ein Nebental, das des Morstbachs, fuhr. Hier wurde es auch erstmals etwas steiler.

Anstieg nach Durstel über Rexingen und die Rue de Durstel
Meiner Erinnerung nach waren wir damals direkt über die D9 nach Durstel gelangt, ich blieb diesmal zunächst auch auf der D9, aber bog dann auf die D182 nach Rexingen ab, von wo aus ein tolle Nebenstraße ("Rue de Durstel") nach Durstel wieder auf die D9 führt.

Weiter ging's nach oben, immer auf der D9 über Asswiller und Petersbach. Hier hat die Gruppe "Grand Chais de France (GCF)", Frankreichs führendes Exportunternehmen für Weine und Spirituosen mit Ablegern auch in Mainz sowie einigen fernöstlichen Ländern, ihren Stammsitz mit einer Betriebsfläche von 50.000 m², Weinkellern mit 80.000 Hektolitern Kapazität und vier Abfüllanlagen, die zusammen 1.000.000 Flaschen am Tag befüllen können. Und das in einem 700-Einwohner-Nest im Elsass. Manchmal hilft es, wenn der Firmengründer seine Heimat liebt - Joseph Helfrich, Eigentümer von GCF, stammt aus der Region. Der Weg nach La Petite Pierre über die D9 führt quasi mitten durchs Betriebsgelände - überspannt von einer Stahlbrücke, die ansprechend verglast einen tollen Eindruck macht.

Der Bergsporn mit der Festung Lützelstein in La Petite Pierre
Kurz danach liegt links im Wald, nur 200 m von der Straße entfernt, der Quellbach der Eichel, hier noch "Donnenbach" genannt. Weiter ging's nach La Petite Pierre (deutscher Name: Lützelstein), das ca. ca. 15 km nördlich von Saverne und ca. 30 km südwestlich von Bitche liegt. Der Ort ist aus einer die Burg Lützelstein umgebenden Siedlung hervorgegangen. Die Burg liegt äußerst markant am Ende eines Bergsporns, der weit ins Tal hervorragt und so einen der wichtigsten Pässe der Vogesen überwacht, der das Elsass mit Lothringen verbindet.

Kaum war ich im Ort, war ich auch schon wieder draußen: Es ging links ab Richtung Zittersheim im Modertal und damit ins Flußsystem des Rheins. Die Moder entspringt zwischen Zittersheim und Wingen-sur-Moder unterhalb von Moderfeld und ist ein 82 km langer Nebenfluß des Rheins, in den sie den größten Teil der Nordvogesen und den Norden der unterelsässischen Rheinebene entwässert. Das Einzugsgebiet umfasst 1.720 km² und ist damit nur knapp kleiner als das der Blies. 


In Wingen-sur-Moder: Die D919 Richtung Col de Puberg.
Ich bog rechts ab auf die D256 Richtung Goetzenbruck.
In Wingen-sur-Moder unterquerte ich die Bahnlinie Saarbrücken-Straßburg, die ich ja vorher, im Eicheltal, schon begleitet hatte, und bog dann von der D919 rechts ab auf die D256 ("Rue de Bitche"), wo ich den nächsten Anstieg in Angriff nahm - knapp 200 hm auf 5 km Länge hoch Richtung Goetzenbruck. Lustig: Man kommt dabei durch einen Ort names "Huhnerscherr" - wahrscheinlich scherren da die Hühner...

Das Wetter war toll, alles roch nach Frühling - leider war ich aber wohl drei Wochen zu früh dran, weil die Bäume alle noch total kahl waren. Die Wälder im Elsass sehen viel toller aus, wenn alles in sattem Grün steht - aber auch so war es ein Erlebnis.

Die Kirche in Saint-Louis-lès-Bitche
Oben in Goetzenbruck machte ich mich in die Abfahrt nach Saint-Louis-lès-Bitche, dem Sitz der Cristalleries de Saint-Louis, einer der bedeutendsten und ältesten Kristallmanufakturen Europas. Der 500-Einwohner-Ort liegt eingezwängt in das enge Tal des Baches von Saint-Louis und ist von Wald umgeben. Inmitten der Wohnbebauung liegen große, historische Manufakturgebäude, so erscheint einem der Ort wie die Miniaturausgabe einer Manufakturstadt des 19. Jahrhunderts.

Heute wie ehedem bestimmt die historische Kristallglasmanufaktur das Leben im Ort. Seit dem Jahr 1989 ist die Hermès-Gruppe Mehrheitseigentümer und seit 1995 alleiniger Besitzer der Manufaktur. Die Übernahme von Hèrmes rettete die Produktion, umfangreiche Investitionen wurden vorgenommen und alte handwerkliche Techniken der Kristallglasherstellung wiederbelebt.

Besonders beeindruckend ist die Kirche, die zwischen 1892 und 1902 fast vollständig aus Sandstein aus den Vogesen gebaut wurde, im neoromanisch-rheinischen Stil. Die Familie Coëtlosquet, Eigentümer der Kristallglasfabrik zu jener Zeit, hat sie großzügig finanziert und auf einer Anhöhe errichten lassen, weil jeder Quadratmeter im Tal für die Fabrik gebraucht wurde. Ich musste leider weiter, aber werde sicher bald nochmal hierher kommen, um Kristallmanufaktur, Ort und Kirche näher in Augenschein zu nehmen.

Die Kirche in Enchenberg, unserer Hangarder Partnergemeinde
Steil ging's raus aus dem Münzthal, das am Anfang von einem kleinen Stausee geschmückt wird, hoch nach Montbronn und von dort nach Enchenberg, die Partnergemeinde unseres Stadtteils Hangard.

Letztes Jahr haben wir hier eine tolle Radtour mit über 30 Teilnehmern hin gemacht, nun sollte ich auf  fast der gleichen Strecke den Rückweg antreten - allerdings nicht bis auf die Hangard, sondern nach Hause, und auch nicht durch die Rue de la Chapelle in Enchenberg, sondern über die Rue de Lambach runter ins Schwalbtal.

Gut, dass ich mir ein paar Körner aufgehoben hatte - ich konnte richtig gut drücken, und flugs war ich schon in Volmunster, wo ich mich entschied, an der Moulin de Eschviller noch eine ausgedehnte letzte Pause zu machen und mir eine Pizza aux trois fromages zu gönnen, die dort superlecker ist.

Letzte Pause mit Pizza an der Moulin de Eschviller
Danach ging's über Hornbach, Zweibrücken und Limbach zurück nach Neunkirchen.

Ich hatte mir einen Schnitt von 27,1 km/h zum Ziel gesetzt, um in knapp unter sechs Stunden reiner Fahrzeit zu "finishen". Am Ende waren's 5:50 h - trotz 3 km mehr als geplant - und ein Schnitt von 28,3 km/h.

Langsam kommt die Form, und die 1.000-km-Mauer für dieses Jahr hab ich auf der Fahrt auch durchbrochen. Mittlerweile ist das Radfahren auch nicht mehr mühsam, sondern macht wieder richtig Spaß. Der Sommer kann kommen!















6 Kommentare:

  1. Wird die Pizza in der Moulin de Eschviller zügig serviert oder muss man lange warten ;-))) ?

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  2. Normal eigentlich. Habe ca. eine Viertelstunde gewartet. War aber auch (noch) nicht viel los. Das ändert sich bestimmt in den nächsten Wochen, wenn das Wetter so bleibt. Dann hat Roger auch keine Zeit mehr für lange Gespräche wie diesmal ;-)

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    1. Trotz längerer Pause am Ende immer noch ein Schnitt von über 28km/h - Respekt !!!

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  3. Netto! Elapsed Time: 7:21:44. Ich halte ja auch an Ampeln und achte die Vorfahrt anderer, außerdem nehm ich mir an interessanten Punkten wie z.B. Saint-Louis-lès-Bitche auch einfach mal ein bisschen Zeit und lasse das Rad stehen ;-)

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  4. Da hast du eigentlich recht. Wir sind mit unserer Bexbacher/Homburger Trainingsgruppe vor 2 Wochen auch durch Saint-Louis-les Bitche und Dominique erzählte auch kurz was über den Ort und das Kristall, aber da war ich schon zu kaputt um genau zuzuhören und zu sehr beschäftigt an irgendeinem Hinterrad zu bleiben... Mit unterwegs anhalten um essen zu gehen oder ne Besichtigung zu machen geht bei meinem extrem schlechten Immunsystem leider garnicht, bei solchen Aktionen hole ich mir 100% ne Erkältung.

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  5. ;-( Schade. Aber im Sommer vielleicht...

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