Über den Hunsbuckel, Part III
Jetzt aber der Idarkopf!
Jede Menge Auf und ab im schönen Hunsrück
Start war wieder am Rathaus in Nohfelden |
Und meine ursprüngliche Absicht, auf den Idarkopf, den siebthöchsten Berg des Hunsrücks, zu fahren, hatte mich logischerweise nicht losgelassen. Außerdem rattert in meinem Schädel seit Tagen die "Kopfkarte", wenn ich mich nach und nach an frühere Touren in einer bestimmten Region erinnere und dann wie in einem Puzzlespiel langsam die Teile zusammensetze, die dann irgendwann ein großes Ganzes ergeben - ein faszinierender Prozess!
Zwischen dem Nahetal und Ellweiler |
Die Strecke hoch ins Mündungsgebiet des Idarbaches bzw. nach Hüttgeswasen teilweise über die B269 von Brücken aus war mir nicht ganz unbekannt, weil ich im Mai 2017 beim Schmelzer Möve-Marathon genau diese schon einmal in umgekehrter Richtung gefahren war. Daher variierte ich auch hier leicht, um noch mal was Neues zu sehen - aber dazu später mehr!
Das Kriegerdenkmal in Ellweiler |
Ich bin ein Freund der Erinnerungskultur, und diese Monumente in den Orten überall sollten nicht nur erhalten, sondern sogar ausgebaut und gepflegt werden, weil sie uns an dunkle Zeiten gemahnen und auch die konkrete Verbindung gerade zum Heimatort der Toten herstellen, so dass sie dort nicht vergessen werden. Aber es ist an der Zeit, diesen Fokussierung auf die Soldaten und den ganzen heroischen Beigeschmack mal zu überdenken. Eiserne Kreuze, Waffen, Helme, teilweise anderes Kriegsgerät - muss das heute noch sein?
Ortsausgang Brücken - hier begann der Anstieg |
In Brücken bog ich dann nicht wie am Tag vorher in Richtung Erbeskopf ab, sondern fuhr weiter parallel zum Osthang des "Hunsbuckels", allerdings auch hier gleich nach dem Ortsende parallel zum Löschertsgraben bergauf in Richtung Buhlenberg. Hier hat man kurz vorm Ortseingang nach rechts blickend einen wunderschönen Blick auf die Kreisstadt Birkenfeld, wo ich später noch hinkommen sollte.
Kurz vor Buhlenberg: Blick hinunter nach Birkenfeld |
Aber ich wollte meine 28er-Rennradreifen nicht über Gebühr Stress aussetzen - sie sollten heute noch genug bekommen. Auf jeden Fall wäre ich dann aber in Rinzenberg rausgekommen, wo ich nun eben über die Hauptstraße hinkam.
Kurz danach stieß ich dann auf die B269 und befuhr diese in Richtung Erbeskopf für einige hundert Meter. Bis hierhin entsprach die Strecke genau dem umgekehrten Verlauf wie beim Möve-Marathon.
Oberhambach, Anstieg nach Hattgenstein Blick zurück aufs Schwimmbad des Ferienparks |
Der Ort würde besser "Hattgensteil" heißen! Hier verläßt man das Hambachtal endgültig und gelangt auf den Höhenzug zwischen Hambach- und Schwollbachtal und über eine lange Gerade direkt zurück zur B269 - nach rechts zweigt mittendrin die "Sprudelstraße" ab, die zur Produktionsstätte der bekannten Schwollener Sprudel GmbH & Co KG führt.
In Hattgenstein: 600m, 60 hm (10% im Schnitt) |
Ein interessanter Ort: Nur wenige Häuser beherbergen sowohl ein Institut für tiergestützte Pädagogik (im alten Forsthaus), aber auch ein Etablissement mit dem Namen "Fun & Joy", dem das Corona-Virus offensichtlich den Garaus gemacht hat.
Auch lokalgeschichtliche Berühmtheiten residierten hier: Johann Peter Petri (* 1752; † nach 1812), Räuber und Komplize des „Schinderhannes“, lebte mit seiner Familie elf Jahre lang als Holzfäller und Köhler in Hüttgeswasen. Das ist der, von dem das Kinderkartenspiel "Schwarzer Peter" möglicherweise seinen Namen hat...
Auf der B269 schraubt man sich nach oben auf den Hunsbuckel... |
Im Gegensatz zu gestern hielt ich mich jetzt aber im Ort links und fuhr weiter in Richtung Höhengrat des Hunsrücks.
Links lag der Steingerüttelkopf (wie ich so höre, leider nicht für Rennradtouren erschlossen), die fünfthöchste Erhebung von Rheinland-Pfalz (und des Hunsrücks, der die ersten sechs Plätze der entsprechenden Liste belegt) und sogar noch elf Meter höher als der Idarkopf.
Zu diesem war ich ja unterwegs - aber den beiden (dem armen Steingerüttelkopf wie dem Idarkopf) fehlt halt auch die Dominanz, um als eigenständiger Berg zu gelten - beiden leiden eben unter dem die Landschaft dominierenden Erbeskopf. Und das, obwohl z.B. der Steingerüttelkopf fast zehn Meter höher ist als die Hohe Acht in der Eifel und der Idarkopf nur ca. einen Meter niedriger.
Unterwegs nach Bruckweiler: Vorne die Wildenburg, rechts die Taleinkerbung des Idarbachtals |
Nun war ich schon wieder klar über 700m über N.N. - aber vor mir lag erst mal eine recht lange, schnelle Abfahrt in Richtung Dhrontal nach Hinzerath, von wo aus ich dann den Anstieg zum Idarkopf in Angriff nehmen wollte.
Ich fuhr also ab bis an den Ortseingang, machte noch ein paar Fotos von der Hunsrückhöhenstraße und begann wieder zu klettern.
Hinzerath - im Hintergrund die Hunsrückhöhenstraße |
Das war nun wieder ein Stück Abenteuer. Ich wusste eben nicht sicher, ob die Straße rennradgeeignet (d.h. durchgehend asphaltiert im optimalen, nur leicht geschottert im sonstigen Fall) war oder was mich genau erwartete. Das ist ja das Spannende!
Aber zunächst mal rollte es prächtig, ganz leicht bergab und wie gesagt schnurgerade. Für 1,5 Kilometer. Dann kam aber ein genauso langes Stück, das man nur noch mit ganz viel gutem Willen unter "strade bianche" (weiße Straßen, nach der Färbung des am häufigsten benutzten Kiesschotters) kategorisieren konnte.
Über ein wenig Schottertraße ging's dann doch... |
Zwischen Hinzerath und Hochscheid wandert übrigens die Wasserscheide zwischen Mosel und Rhein herunter vom Grat, und zwar genau über die kurze, gerade Strecke durch den Wald, die ich eben gefahren war: Dort hatte ich noch den Käsbach überquert, einen der Quellbäche der Dhron, die der Mosel zufließt.
Nun am Ende der Traverse lag links von mir die Quelle des Kreischbachs, der sich weiter unten im Tal mit anderen kleinen Bächen (Altbach, Hirschbach, Wahlenauer Bach, Koppelbach, Strunzelbach) zum Idarbach vereinigt.
Achtung: Das war nicht der Idarbach, den ich bei Allenbach verlassen hatte, sondern ein kleinerer Bach gleichen Namens, der durch Rhaunen fließt und später in den Hahnenbach mündet, welcher wiederum bei Kirn der Nahe zufließt - und somit später dem Rhein.
Idarkopf: Lohn für die Mühen ist ein herrliches Panorama! |
Für geübte Rennradfahrer kein Problem, aber Alltags- und Hobbyfahrer stoßen da schon an ihre Grenzen, zumal einige "Knüppel" drin sind.
Dann bog ich links ab und fuhr die restlichen zwei Kilometer bis hoch zum Idarkopf. Oben angekommen, entschädigte mich ein grandioser Fernblick auf die Landschaft des Idarbachtals hinunter in Richtung Nahetal. Und wieder einen Gipfel abgehakt, auf dem ich bisher noch nicht war. Leider war der große Aussichtsturm coronabedingt ebenso gesperrt wie der auf dem Erbeskopf.
Zwischen Stipshausen und Hammerbirkenfeld |
An eben jenem Fischbach, den ich wie gesagt ja schon früher überquert hatte, füllte ich meine Flasche wieder auf und machte mich auf zurück in Richtung Bruckweiler.
Von dort fuhr ich zunächst mal wie gestern: Durch Kempfeld am Fuße des Wildenburger Kopfes wieder hinunter ins Idarbachtal, vorbei an der Steinbachtalsperre, über Katzenloch den Idarbach hinunter, aber diesmal nicht bis nach Tiefenstein, sondern diesmal bog ich rechts ab bergan in Richtung Kirschweiler.
Die Steigung war kurz und hart, aber das Dörfchen ist schön: Noch heute wird das gewerbliche Leben Kirschweilers von Betrieben des Edelsteinschleifer- und Goldschmiedehandwerkes geprägt, früher ein Markenzeichen der einstmals reichen Region um Idar-Oberstein.
Kirschweiler: Ein schönes Dörfchen! |
Da ich ohnehin "auf der Höhe" war, gelangte ich auch schnell nach Hettenrodt, das ich bisher immer nur aus Tiefenstein kommend angefahren war.
Nun ging's hinunter ins Siesbachtal, aber die Abfahrt über die L175 war echt eine Entdeckung, die ich umgekehrt unbedingt mal fahren muss: So eine schöne, gleichmäßige, gewundene Straße mitten durch Waldgebiet finden Rennradfahrer selten!
Über Nockenthal, wo nochmal eine knackige Steigung wartete, gelangte ich ins Schwollbachtal, das ich hinabfuhr bis Niederbrombach, dann ging's weiter in Richtung Elchweiler wie gestern. Hier schnappte ich mir die Strava-KOM auf dem "Udo-Bölts-Quälstich", die ich leider kurz darauf an einen schnelleren Sportkameraden verlor - aber egal, ich weiß, dass ich sie mal hatte!
Der Naheradweg zwischen Birkenfeld und Neubrücke |
Auf dem drückte ich meine Durchnittsgeschwindigkeit bis nach Neubrücke mit einer 5:34 für die 3,57 km (Schnitt: 40,0 km/h) in Richtung der 28,0 km/h für die gesamte Runde hoch.
Diese "28" zementierte ich dann auf dem letzten Stück von Neubrücke die Nahe hoch bis zum Auto.
Auch zum Ende hin waren die Beine noch echt gut. Auf der ersten Hälfte meiner Runde bis zum Idarkopf hoch war ich die 51,5 km in einem Schnitt von 25,1 km/h gefahren (Normalized Power 247 Watt, Höhenmeter 1.162), die zweiten 52,5 km überwiegend "bergab" hingegen mit einem Schnitt von 31,7 km/h (Normalized Power 230 Watt, Höhenmeter immer noch 643).
Die letzten Kilometer die Nahe hinauf nach Nohfelden |
Der Hunsrück braucht sich von der Schönheit der Landschaft, dem Abwechselungsreichtum der Routen und vor allem der Qualität der Straßen wirklich nicht hinter anderen "Radsport-Eldorados" zu verstecken. Und ich hab noch nicht mal 30% "abgegrast".
Also - da kommt noch was!
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