An die Grenzen gestoßen
In den letzten Jahren ist es mir ab und an passiert, daß eine Tour mit dem Rennrad früher ein Ende nahm, als ich mir das gewünscht hätte. Es gab dabei weniger harmlose Ereignisse (Unfall) wie auch triviale (Material). Insgesamt hielten sich solche Vorkommnisse in Grenzen. Aber dass ich aufgeben musste, weil einfach körperlich nichts mehr ging - das gab's noch nie. Na gut, einmal ist immer das erste Mal. Hier ist die Geschichte...
Hofgut "Menschenhaus" an der L113 kurz nach dem Start |
Obwohl ich das "Revier" Nordvogesen/südlicher Pfälzerwald schon oft durchstreift hatte, waren die Streckenteile z.B. zwischen Lengelsheim und Breidenbach, zwischen Sturzelbronn und Ludwigswinkel sowie Richtung Salzwoog entlang der L487 hoch zur "Roten Hohl" für mich noch radfahrtechnisches Neuland, auf das ich sehr gespannt war. Ebenso Pirmasens aus Richtung Lemberg und durch die Stadt in Richtung Gersbach/Windsberg/Felsalbtal war ich noch nie gefahren.
Meine Radfahrten seit 2010 aus/nach NK |
Mit dem MTB ist das noch relativ einfach, da hier zum einen die Möglichkeiten mannigfaltig sind, zum anderen meine MTB-Jahreskilometer nicht annähernd mit denen auf dem Rennrad mithalten können. Seit ich in Neunkirchen lebe, bin ich mit dem Rennrad weit über 20.000 km gefahren, davon geschätzt 85-90% hier in der Umgebung.
Da ist klar, dass man die eine oder andere Route öfter nimmt, allein schon, um in die entsprechenden "Reviere" zu kommen (Bliestal rauf und runter, Saar-, Schwarzbach- und Hornbachtal). Aber ansonsten gilt: Entdeckungsfahrten sind die schönsten Fahrten!
Ich war entsprechend motiviert, als ich losfuhr, versuchte mir aber immer wieder zu sagen: "Ruhig, Brauner!" Das Frühjahr ist bisher sportlich noch nicht so richtig ausgebrochen bei mir - mehrere Erkältungsanflüge, Probleme mit dem Knochengestell, Verletzungen, eins kam zum anderen. Immer wenn ich kurz davor war, einigermaßen fit zu werden, ob laufend oder Rad fahrend, kam irgendwas dazwischen und warf mich zurück.
Anstieg auf den Bliesgau hinter Mimbach (L103) |
Unglücklicherweise - wie meist - machte ich mir solche Gedanken zu Beginn der Fahrt nicht. Es ging erst mal Richtung Eschweilerhof/Kirkel, dann nach Blieskastel, und hinter Mimbach dann hoch auf den Bliesgau Richtung Böckweiler. Da schaute ich dann der erste Mal auf meinen Puls - und erschrak ob des Wertes. 140? Ernsthaft? Kam mir gar nicht so vor?
Blick hinter Ormesviller (F) ins Schwalbtal (D34B) |
Runter ging's ins Schwalbtal - auch auf diesem Weg war ich noch nie nach Volmunster gekommen, umgekehrt schon, vor fast genau drei Jahren mit dem Sohnemann am 13.04.2013.
In Volmunster angekommen, ging's gleich auf der "rue principale" hoch nach Nousseviller-lès-Bitche - auch hier stiefelte ich in neuer persönlicher Bestzeit mit 15,6 km/h im Schnitt hoch, die Zurückhaltung hatte ich aufgegeben. Vernünftig war das nicht.
Blick hinab nach Lengelsheim im Breidenbachtal (D35C) |
Aber der verflog schnell. Es ging runter nach Lengelsheim ins Tal, wo Bitten- und Hirmesbach zum Breidenbach zusammenfließen. Das wunderschöne, ruhige Tal glitt ich hinab in Richtung Breidenbach.
Auch das war eine Premiere - ich war zwar schon mal in Lengelsheim, damals aber im Ort rechts hoch auf die Rue de Bitche gefahren, um auf die D962 in Richtung "Ferme du Gendersberg" zu kommen.
Schlussanstieg nach Haspelschiedt (D86) |
Und schon ging's runter ins Hornbachtal, nach kurzer, schneller Abfahrt war ich in Bousseviller und überquerte ortsausgangs den Hornbach, um weiter den Schwarzbach hoch in Richtung Haspelschiedt zu fahren. Juhu! Auch hier ging's richtig gut ab - 22,5 km/h im Schnitt bei 60 hm auf 3,5 km. Alle Warnsignale meines Körpers überhörte und übersah ich, vor allem die immer stärker steigende Pulsfrequenz. Runter war ich hier schon mal gekommen, aber rauf machte auch Spaß!
Oben angekommen, ging's wellig durch den Truppenübungsplatz nach Bitche, dort wandte ich mich ostwärts.
Immer schön auf der Straße bleiben! (D86) |
Außerdem wurde ich müde. Trotz regelmäßiger Nahrungs- und Getränkezufuhr merkte ich nun auch, wie es mich fröstelte. Nicht gut. Aber egal, immer locker kurbeln!
Direkt von Bitche bis nach Sturzelbronn war ich bisher noch nie gefahren, immer nur Streckenteile, und auch die Abfahrt nach Ludwigswinkel beim Campingplatz "Bremendell" hatte ich noch nie genommen. Heute zum ersten Mal!
Sturzelbronn im Schnepfenbachtal (D35) |
Eins war klar - ich brauchte eine Pause. Die Muskeln in beiden Beinen waren knüppelhart, und immer wieder deuteten sich Krämpfe an. Am Saarbacherhammer, einem wunderschönen Stausee, kehrte ich ein - im Landgasthof Zwickmühle.
Empfehlenswert! Ich bestellte mir einen Kaffee und eine leckere Kirschwaffel mit Sahne, die vorzüglich mundete, massierte meine Beine, füllte meine Flasche auf und war immer noch guter Dinge, es irgendwie nach Hause zu schaffen.
Auf der Terrasse des Landgasthofs Zwickmühle |
Mit frischen Mut machte ich mich an die Weiterfahrt. Ich stiess schnell auf die L478, die ich noch vor wenigen Monaten auf der Tour de Fritz in Richtung Haguenau anders herum gekommen war, und bog kurz danach auf die L487 in Richtung Salzwoog ab.
Die "Passhöhe" der "roten Hohl" (L487) |
Im Anstieg überholte ich einen MTB-Fahrer. Alles gut. Als die Waden zum ersten Mal seit der Pause wieder zuckten, wollte ich in den Wiegetritt wechseln. Beim Aufstehen jedoch versagten die Oberschenkel komplett, ich wäre fast gestürzt und musste fortan sitzend weiterfahren, und mit sehr gebremstem Schaum, weil die Krämpfe immer schlimmer wurden. Ich schaffte es gerade noch so über die Anhöhe und nutzte die Abfahrt nach Salzwoog zur Regeneration bzw. um meinen Sohn anzurufen, damit er mich abholen kommen sollte. Mir reichte es.
Blick zurück nach Lemberg (Lemberger Str., Pirmasens) |
Im Flachen taten die Beine nun doch einen ganz guten Dienst. Aber sobald es auch nur leicht bergan ging, kamen die Krämpfe ganz unvermittelt.
Ich schaffte es trotzdem bis Lemberg, der Wasserscheide zwischen Saar (Rodalbe/Schwarzbach) und Rhein (Salzbach/Wieslauter).
Ende einer Dienstfahrt... (Pirmasens, Plub) |
Ich hatte mich mittlerweile zwar etwas erholt, aber die noch 50 km bis nach Hause hätte ich wahrscheinlich nicht mehr geschafft.
Wir verstauten das Rad im Auto, und auf der Rückfahrt, eingezwängt in den kleinen Peugeot 207, ereilten mich noch zwei Krämpfe, die ich einfach ertragen musste. Das war wenig spaßig.
Zu unfit, zu kalt, zu profiliert, zu lang, einfach zu viel. So einfach ist das. Na ja, soll mir eine Lehre sein. Spaß gemacht hat's trotzdem!
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