Sonntag, 29. Januar 2017

Blies, Saar, Achenbach, Bickenalb


Erster Hunderter im neuen Jahr!

Das war knapp - kurz vor dem Ablauf des Januar, der ja von frostigen Temperaturen beherrscht war, habe ich es doch noch geschafft, einen "Gran Fondo", also eine Rennradfahrt von 100 km oder mehr, hinzubekommen.

Wofür mir diese Fahrt heute in Erinnerung bleiben wird, ist allerdings ein weniger schönes Erlebnis:

Ich fuhr zunächst mal, nachdem ich mich über Spiesen, Rohrbach und das Kirkeler Bachtal warmgefahren hatte, das Bliestal hinab. Ich blieb auf der Hauptstraße bzw. die sie begleitenden Radspuren, weil gerade die verschatteten und windgeschützten Bereiche des Bliestal-Radweges, so dachte ich mir, bestimmt noch problematisch sein würden.

Ortsausgangs Breitfurt sah ich es dann auch: Flächig weiß, mit viel Windbruch drauf, mit Schildern gesperrt bzw. vorm Befahren gewarnt - gut, dass ich auf der freien Hauptstraße war, dachte ich mir.

Als es dann aus Herbitzheim raus auf eine leichte Anhöhe und von dort in die Abfahrt nach Gersheim ging, passierte es: Ich fuhr mit ca. 35 km/h in den Ort rein, als plötzlich ein parkender großer VW mit IGB-Nummernschild, ohne auf mich zu achten, rückwärts auf die Straße ausparkte. Ich musste stark bremsen, konnte einen Sturz zwar verhindern, aber warf in einer Geste des Ärgers beide Hände in die Luft, als ich zum Stehen kam. Der Schwung aus der Abfahrt war weg, ich musste neu antreten, aber egal, Hauptsache nichts passiert.

Nachdem ich die Blies überquert hatte und fast schon wieder raus aus Gersheim war, fuhr mich der VW von hinten auf und überholte, der Beifahrer streckte den Kopf aus dem Fenster und schmetterte mir ein "Doo dafoor iss da Radwech doo!" entgegen, ehe er und der Fahrer mutig das Weite suchten.

Ich hätte ihm gern erklärt, dass der Radweg nicht zu befahren war, und selbst wenn er es gewesen wäre, ich jedes Recht habe, die Straße genauso zu benutzen wie er mit seiner CO²-Schleuder. Aber wahrscheinlich hätte ich genauso gut einem Ochsen ins Horn petzen können.

Ganz ehrlich: Was kann ich dafür, wenn der Fahrer nicht aufmerksam genug ist, um ein sich von hinten näherndes Fahrrad zu sehen? Darf er dem also die Vorfahrt nehmen, weil sein Fahrer nicht den Radweg benutzt? Was denken sich solche Leute? Dass die Straße nur den Autos gehört? Wenn ja, empfehle ich dringend mal die Lektüre der StVO. Traurig, einfach traurig.

Am Ortsausgang von Bliesbruck
Ich ließ mir aber die gute Laune nicht verderben, zumal ich mit einem 27,5er-Schnitt für Ende Januar ganz flott unterwegs war. Über Reinheim ging's nach Bliesbruck und Blies-Ébersing, dann links ab raus aus dem Bliestal hoch nach Sarreguemines über die Rue de Blies-Ebersing ins Stadtviertel Folpersviller, vorbei an der Kapelle der heiligen Barbara und zum Ende des Bliestal-Radweges, dann wieder raus aus Folpersviller und rein ins Industriegebiet von Sarreguemines. Den ersten Teil der Strecke bis zur Einmündung des Radweges auf die Hauptstraße war ich auch noch nie gefahren!

Von hier suchte ich mir den Weg nach Sarreinsming runter an die Saar, von wo aus ich den Anstieg nach Wiesviller in Angriff nehmen wollte. Da war ich letztmals vor fast drei Jahren hochgefahren und konnte mich schon fast nicht mehr erinnern!

Ortsausgangs Wiesviller probierte ich was neues aus: Kurz nach dem Ortsanfang von Woelfling-lès-Sarreguemines folgte ich erstmals der "Rue de la Forêt", um so auf die alte Römerstraße nach Gros-Rèderching zu kommen. Am Ende des Ortes ändert sie ihren Namen in "Rue des Étangs".

Die Saar (hinten der Kanal) bei Sarreinsming
Die Straße ist durchgehend asphaltiert, erschließt einige Gehöfte und führt entlang und mehrfach über den jungen Schwarzbach auf den Höhenzug, der das Achetal vom Schwarzbachtal trennt.

Mein Problem: Je höher ich kam, umso höher wurde in diesem wind- und sonnengeschützten Bereich dann doch der Resteisanteil auf der Straße.

Anfangs konnte man sich noch Rinnen aussuchen, aber auf der Höhe, wo man links abbiegen muss und an einigen riesigen Windmühlen vorbeikommt, war die Eisfläche praktisch geschlossen.

Ich kam mir fast vor wie die armen Jungs und Mädels bei der Cross-WM in Bieles (LUX) am gestrigen Tag, die mit ähnlich widrigen Bedingungen zu kämpfen hatten, und schlitterte mich durch in Richtung "Route Romaine".

Blick auf der Route Romaine nach Osten
Mit etwas Glück und etwas weniger, aber genügend Geschick vermied ich das eine oder andere Mal einen Sturz - puh!

Als ich dann endlich die schnurgerade Römerstraße erreicht hatte, ging's bis auf wenige, kurze Rest-Eis-Stücke. Von da oben kann man weit blicken, und ich erkannte in der Ferne den mächtigen Getreidesilo der L.O.R.C.A (Lorraine Céréales Approvisionnement) an der D84 bei Rohrbach-lès-Bitche.

Die "Rue Romaine" mündet quasi an der Brücke über die junge Ache am Ortseingang von Gros-Réderching auf die "Rue Principale", die Hauptstraße durch den Ort - auf den letzten Metern in der bebauten Ortslage heißt sie dann "Rue des Vergers". Nun befand ich mich wieder auf bekanntem Geläuf. Ich blieb nicht lange auf der Hauptstraße, sondern bog noch im Ort auf den Radweg nach Guising ab - es ging vorbei an der "Ferme d'Olferding" hoch auf die Wasserscheide zwischen Achenbach- und Bickenalbtal - mit 386 m über N.N. dem höchsten Punkt der Tour.

Nun waren es noch ca. 45 km bis nach Hause, und größtenteils sollte es, zumindest bis auf die letzten 10 km, erstmal bergab gehen!

Panoramablick von der Wasserscheide Achenbachtal/Bickenalbtal
Das war auch nötig. Ich hatte mich, was meine Leistungsfähigkeit anging, doch arg verschätzt. Eigentlich wollte ich einen 26,5er Schnitt fahren, aber am Ende des Tages lag ich da doch fette 2 km/h drunter.

Trotzdem rollte es ganz gut das Bickenalbtal hinab, die Strecke bin ich nun aber auch schon zigmal gefahren. Dann ging's durch Zweibrücken-Langental und -Bubenhausen, Einöd und Wörschweiler, Limbach, Kohlhof und Furpach heim.

Am Ende war ich doch ziemlich fertig. Aber für den ersten "Gran Fondo" 2017 bin ich dann doch zufrieden...




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