205 km und noch viel mehr
Unsere Truppe kurz vor der Abfahrt: v.l.n.r. Rolf Happel, Peter Schmitt, Michael Hitzelberger, Beate Schneider, Jörg Aumann und Peter Jung |
Es fanden sich schließlich fünf Männer aus der "Kerntruppe" und eine Frau, Beate Schneider, die bisher zwar noch nicht mit dabei war, aber als Mitglied des Städtepartnerschaftsvereins und geübte Radfahrerin bestens prädestiniert war, an der herausfordernden Runde durch die Seitentäler und Hügel seineabwärts von Mantes-La-Ville teilzunehmen.
Wir reisten Mittwochs nachmittags mit zwei Privat-PKW, bestückt mit je drei Passagieren und drei Rädern, an. Verkehrsmäßig gab es trotz Reisetag in Frankreich wenig Staus, und so waren wir nach fünfeinhalb Stunden Fahrt abends gegen 21.15 Uhr in Mantes-La-Ville. Flugs wurden die Gäste auf die Privatunterkünfte verteilt und alles vorbereitet für den folgenden Tag.
Gasny im Tal der Epte von der "Route des Crêtes" (D100) aus gesehen |
Ungefähr 100 Höhenmeter wurden überwunden, und dann blieben wir eine Zeitlang auf der Höhe bei Chérence, der sogenannten "Route des Crêtes" und genossen wunderschöne Panoramen, teils hinunter ins Seinetal, teils rechts ins Tal des Nebenflusses Epte.
Es sollte einige Zeit dauern, bis wir den "großen Fluss" wieder zu sehen bekamen. Wir fuhren hinunter ins Tal der Epte, durch Gommecourt, überquerten die Epte und kamen ins Département Eure, es ging ein wenig auf und ab, und nach einer rasanten Abfahrt kamen wir nach 33 km wieder an die Seine bei Vernon.
Erste Kontrolle am Château de Gaillard in Les Andelys |
In Cléry ging's dann plötzlich scharf links, geradeaus stand ohnehin ein Stier auf der Straße, und in eine serpentinenreiche Abfahrt hinunter nach Vézillon, von da waren es nur noch wenige Kilometer nach Les Andelys, wo bei km 55 die erste Kontrollstelle war.
Der Ort ist wohl gewählt: Auf einem Felsvorsprung über der Seine ließ Richard Löwenherz, König von England und Herzog der Normandie, im 12. Jh. das Château Gaillard erbauen.
Die Burg wurde durch Philippe II. von Frankreich (1165–1223) im Jahr 1203 belagert und 1204 erobert, wodurch die Normandie an das Königreich Frankreich fiel. Im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) wurde sie wieder genutzt und schließlich in der Regierungszeit Heinrichs IV. von Frankreich und Navarra (1589–1610) zerstört (Quelle: Wikipedia).
Die teilweise geschliffene Festung diente später Mönchen als Abtei und thront majestätisch über der Seine und den sich seineabwärts anschließenden riesigen Kalkfelsen.
In Lyons-La-Fôret, rechts kommt die Mannschaft |
Dann ging es das Tal der Lieure hinab, und just an der Stelle, wo der Fouillebroc, dem wir vorher noch entgegen gefahren waren, von links kommend in die Lieure fließt, erklommen wir über die D11 wieder den Höhenzug und fuhren in südwestlicher Richtung Bacqueville.
Vorbei ging's am schönen Château de Bonnemare und wieder hinunter ins Tal der Andelle, einem schon etwas größeren Nebenfluss der Seine, der auch die Lieure aufnimmt. Hier, bei Radepont, hatten wir mit etwas über 100 km auf den Tachos also "Bergfest".
So ein Mittagessen lässt man sich gefallen! |
Wir schafften es aber noch trocken zur Kontrollstelle, wo es auch ein deftig-schmackhaftes Mittagessen samt Dessert und Kaffee gab.
Auch hier: Eine unglaublich tolle Atmosphäre, Freundlichkeit und Hingabe für die Sportler, die die Strapazen auf sich nehmen. Von dem leckeren selbstgebackenen Kuchen rede ich gar nicht erst.
Wir hätten noch stundenlang bleiben können, mussten aber los. Den ersten Schutt warteten wir ab, aber als es sich einregnete, fuhren wir dann doch weiter.
Wir sprangen wieder über eine Höhe, passierten Le Thuit und kamen wieder hinunter ins Tal der Seine in Richtung Les Andelys, diesmal von Norden.
Beate, Michael u. Peter vor der Rückkehr nach Les Andelys |
Wir freuten uns schon auf den uns als letzten richtig heftig angekündigten Anstieg nach Les Venables, als etwas viel heftigeres auf uns zukam: Von jetzt auf gleich brauste heftiger Gegenwind auf, und eine Minute später hatte sich der leichte Dauerregen in einen wütenden Sturm verwandelt. Das ganze dauerte ungefähr zehn Minuten, während denen wir klatschnass wurden.
Im Anstieg nach Les Venables schlug zudem der Plattenteufel zu: Gleich zwei Platte hielten uns etwas auf, aber nachdem wir wieder auf den Höhen über dem Seinetal waren und die Route uns nach Südwesten führte, wurde der Himmel blauer und blauer, und just in dem Moment, als wir durch Fontaine-Heudebourg durch waren und das Tal der Eure erreicht hatten (die Richtungsänderung dort in Südwest versprach und hielt Rückenwind!), schien die Sonne und es wurde wärmer, so Richtung 14°C. Genau das hatten wir gebraucht!
Die Kapelle in Les Venables |
Dachten wir. Denn nun schlug der Plattenteufel richtig zu. Auf den letzten 35 km hatten wir noch vier (!) Platte, also insgesamt sechs, dreimal sogar am selben Rad! Mit ein Grund: Der heftige Regen, der auch hier niedergegangen war, hatte von den Feldwegen jede Menge kleinstes Geröll auf die Straße gespült, und die scharfkantigen Kalkstückchen sind ganz schön gemein und beißen herzhaft zu.
Ohne die Hilfe von Herve und Norbert, die uns nach dem Abbau der Kontrollstelle nach dem ersten "Crevaison" trafen und fortan mit dem Auto begleiteten, hätten wir es wohl kaum vor Anbruch der Dunkelheit zurück nach Mantes-La-Ville geschafft.
Die abendliche Feier im Vereinsheim des CAMV |
Später, nachdem wir alle geduscht und umgezogen waren, bereiteten uns unsere französischen Freunde noch einen tollen Grillabend mit einigen superleckeren selbstgebackenen Quiches und Tartes, wir erhielten den Pokal für die am weitesten angereiste Gruppe und feierten noch einige Stunden mit unseren Sportkameradinnen und -kameraden. Es war supertoll!
Die Ranndonée ist spektakulär und unbedingt zu empfehlen. Die Anstiege sind zahlreich, aber alle für geübte Rennradfahrer machbar, ohne dass man eine ausgemachte Bergziege sein muss.
Die Schablone für die Wegmarkierungen |
Anstatt Schilder wie hierzulande verwendet der CAMV Schablonen und sprüht die Richtungsangaben auf die Straße.
So ist ein Verfahren fast unmöglich, und die Gefahr des absichtlichen Stehlens, Verdrehens oder Versetzens der Hinweissschilder durch "Witzbolde" ist gebannt. Tolle Idee!
Ein weiterer Vorteil: Man spart sich die zweite Fahrt zwecks Einsammeln der Schilder. In zwei-drei Monaten, je nachdem, wie oft es regnet, sind die Markierungen dann verschwunden. Mal sehen, ob wir Ähnliches auch mal im Saarland einführen können. Man wird ja alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu...
Am nächsten Morgen gab es eine herzige Verabschiedung, wir nutzten den Tag noch zu einem Besuch der Pariser Innenstadt und kehrten gegen 20 Uhr müde, aber glücklich heim nach Neunkirchen.
Merci à tous et à la prochaine! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, hoffentlich schon nächstes Jahr bei einer RTF hier im Saarland...
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