Die "Handtaschenetappe" als krönender Abschluß!
Am letzten (vollen) Urlaubstag fuhren wir mit der ganzen Familie nach La Mongie, mit der Seilbahn hoch zum Pic du Midi de Bigorre, dann über den Col du Tourmalet nach Luz-Saint-Sauveur, wo sich die Damen dem Shoppingrausch hingaben. Jan-Robin und ich zogen es vor, aktiv Radsportgeschichte zu erleben...
Blick zu Beginn des Anstiegs zum Pic du Midi de Bigorre |
Der angeschlagene Lance Armstrong führte mit 15 Sekunden vor Jan Ullrich und stürzte elf Kilometer vor dem Ziel, weil er mit sich dem Bremshebel an der Tasche eines Zuschauers verfing. Mit ihm ging der hinter ihm fahrende Baske Iban Mayo zu Boden.
Ullrich konnte ausweichen und nutzte die Situation nicht aus. Er wartete auf den Kontrahenten, wie dieser zwei Jahre zuvor in einer ähnlichen Situation.
Doch der gestürzte Träger des Gelben Trikots sammelte sich wieder: Er gewann die Etappe und konnte dabei seine Mitstreiter distanzieren.
Jan-Robin in Sazos |
Nichtsdestotrotz ist die Auffahrt nach Luz-Ardiden legendär: Die 13,4 Kilometer lange Strecke von Luz-Saint-Sauveur aus weist einen Höhenunterschied von 1036 m auf und wird „Königsetappe“, „Kurvenlabyrinth“ oder auch „Berg der Spanier“ genannt.
Von bislang acht Tour-Etappen, die hier endeten, wurden fünf von Spaniern gewonnen. Das Ziel, die Talstation des Skigebiets, liegt auf 1720 m Seehöhe.
Das Profil ist relativ gleichmäßig, die durchschnittliche Steigung beträgt 7,7 %, maximal beläuft sie sich auf 12 %. Die letzten zwei Kilometer sind ideal für Zuschauer, da sich der Abschnitt wie eine Arena ausbreitet.
Wir starteten also in Luz-Saint-Sauveur in der Ortsmitte und fuhren zunächst mal die ersten paar hundert Meter hinunter ins Tal der Gave de Pau, ehe es direkt danach losging mit dem Anstieg: Die D12 in Richtung Sazos erklimmend, verließen wir Luz-Saint-Sauveur.
Wie immer strahlte die Sonne vom Himmel, wir fuhren aber zunächst an einem schattigen Hang vorbei und kamen so langsam auf Touren. Die ersten beiden Kilometer sind noch recht locker, so zwischen 5 und 5,8%, aber dann geht's langsam los: In Sazos, der ersten Ortsdurchfahrt, wird's schon etwas steiler, und nach einem "Verschnaufkilometer" mit "nur" 7% durch den zweiten und letzten Ort, Grust, sind die nächsten beiden Kilometer die härtesten: 10 und 9%. Uff!
2 km bis zur Bergankunft... |
Nach dem Ort kommen fünf Kilometer, auf denen ziemlich gleichmäßig 410 Höhenmeter zu überwinden sind: 8,2% im Schnitt. Es geht viel geradeaus, mittendrin aber sind noch vier fast unmittelbar aufeinander folgende Haarnadelkurven.
Dann erreicht man die "Arena von Ardiden": Man überquert auf einer kleinen Brücke den Ruisseau du Punt du Sac, und nun folgen die berühmten Kehren, oben sieht man schon die Skistation. Ungefähr 1 km vor Schluss geht rechts die Straße nach Bédéret ab, einer Liftanlage der Skistation von Luz-Ardiden.
Kurz vorm Gipfel! |
Aber wir staunten nicht schlecht. Die Dame war schon über 70, aber super durchtrainiert und erklomm mit Nachdruck den Anstieg. Kurz nachdem wir dann nach 1:07h (Schnitt: 12 km/h) oben angekommen waren, erreichte auch sie das Ziel, wo ihr Mann schon auf sie wartete: Respekt!
Wir unterhielten uns eine Zeitlang und unser Respekt wuchs: Morgen würden ihr Mann und sie den Col du Tourmalet erklimmen, übermorgen den Col d'Aubisque!
Geschafft! |
Die Abfahrt bewältigten wir in knapp 19 Minuten (42 km/h), allerdings recht vorsichtig, wegen der Vielzahl der engen Kurven und auch wegen dem wechselnden Straßenbelag, der immer wieder mit "gravel" angereichert war: Bei der Auffahrt war das nicht weiter tragisch, aber bei der Abfahrt kann's gefährlich sein.
Dann ging's zurück zu unseren Mädels, die schon auf uns warteten, aber Jan-Robin und ich gönnten uns schon noch, quasi als Belohnung, ein kühles Getränk in der "Bar La Taverne", einer kleinen Kneipe am Parkplatz.
Danach fuhren wir durchs Tal der Gave de Pau auf der Route, die ich drei Tage zuvor gekommen war (nur in die andere Richtung) nach Arreau zurück. Das war ein toller Ausflug!
Und für uns war es ein gelungener Abschied aus dem Radfahrerparadies der Midi-Pyrénées! Wir kommen wieder, das steht außer Frage. Hier gibt es noch sehr, sehr viel zu entdecken...
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