Samstag, 7. Juli 2018

Wenn Du denkst, Du kennst Dich aus...


Schöner Panormalauf mit abenteuerlichem Ende

Irrungen und Wirrungen mit vielen Zäunen und Toren...

 

Morgens um 06.05 Uhr kurz nach dem Start...
Heute am Abreisetag wollte ich's noch einmal wissen und mein "Kilometerkonto" auf mindestens 290 km (50 km davon laufend) und 5.000 Höhenmeter bringen, ehe wir eine schöne Woche auf Kreta beenden würden.

Wie immer diszipliniert und früh ging's kurz vor Sonnenaufgang los, um 06.00 Uhr rollte ich in Richtung Panormos entlang der neuen Haupstraße A90 in Richtung Heraklion. Es war ein herrlicher Morgen! Noch war es angenehm, ca. 25°C, aber mit ein wenig Wind, und so ging's entlang der Küste nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.

Ich lief in Panormos nach ca. 4,5 km unter der Brücke der Hauptstraße durch und lief nach
Roumeli, dann durch Olivenhaine und mit Hilfe des Geropotamos, der in der Nähe fließt, gut bewässerte Felder.

Kurz hinter Roumeli - die Sonne geht auf!
Das Klima war herrlich, die Sonne ging zwar gerade auf, aber mit 22°C etwas weg von der Küste war es fast schon erfrischend.

Hoch und runter ging's natürlich auch, und nach acht Kilometern war ich in Skepasti wieder an der A90 angekommen, deren bis dahin schnurgerader Verlauf nun eine Rechtskurve beschrieb.

Ich lief kurz an der Hauptstraße vorbei und verließ sie dann endgültig nach Siripidiana mit seiner wunderschönen orthodoxen Ostkirche, ehe ich wieder auf Feldwege und Hainstraßen abbog.

Von hier bot sich ein wunderbarer Blick über die Geropotamos-Ebene. Es ging noch ein wenig auf und ab, aber schließlich kam ich über Achlades und Solochiana ins Tal des Flusses, gut 14 km hatte ich jetzt in den Beinen, und ich fühlte mich toll.

Die Ostkirche in Siripidiana
Das "Flussbett" des Geropotamos war übrigens völlig trocken. Trotzdem kam man ab und an an Pumpenhäusern vorbei, wodurch einem klar wurde, woher die Bauern trotz "Trockenheit" das Wasser für die intensive Bewässerung herbekommen.

Dann kam der erste Rumpler (man könnte auch sagen, es war ein Vorbote kommender Irrungen und Wirrungen...) - der im Plan eingezeichnete schmale Weg erwies sich als nicht existent, und der Weg hinein in den einzigen etwas größeren Ort der Gegend (Perema hat ca. 1.500 Einwohner) dadurch als Herausforderung.

 Irgendwann stand ich in einem Olivenhain, zog den Kopf ein, huschte unter den Bäumen und entlang einiger Mauern durch und vorbei und kam schließlich etwas abgekämpft an der Hauptstraße wieder heraus - ich hätte einfach an derselben bleiben sollen, vorgestern war ich dort noch mit dem Rad vorbeigefahren...
Blick in die Geropotamos-Talebene und auf  Perema

Egal! Nun einfach weiter entlang der Hauptstraße auf in RichtungChani Alexandrou, und dann die alte E90 bergan, die Strecke kannte ich nun ja, dachte ich mir. Das letzte unbekannte "Neuland" würde oben am Berg auf mich warten. Hätte ich geahnt, was mir nun bevorstand...

Nach genau zwanzig Kilometern bog ich von der Hauptstraße nach rechts ab. Die vorab geplante Route zeigte mir über eine Ebene hinweg einen schmalen Pfad, der dann hinunter ins Tal des kleinen Nebenflußes des Geropotamos führen sollte, wo ich bereits bei meinem ersten Lauf hier entlang gekommen war - von dort aus wollte ich dann auf bekannten Pfaden heimlaufen.

Eines der vielen Pumpenhäuser entlang des Geropotamos
Trotzdem verlief ich mich auf der Ebene zweimal - irgendwie stimmten Hinweise und Realität nicht überein. Ich blieb auf dem erkennbaren Pfad, der schließlich zu einem Gehöft führte. Die Familie dort war sehr freundlich, bot mir auch frisches Wasser an, aber sagte mir deutlich, dass von hier kein Weg hinab uns Tal führte. Darauf hätte ich hören sollen!

Tat ich aber nicht. Blind auf "Big Data" bzw. Google Maps vertrauend, lief ich weiter, überwand sogar Schleusentore und durchquerte Ziegenherden (nette Tiere!). Tja. Die Strecke wurde immer trailiger, ein Weg war längst nicht mehr zu erkennen, ich orientierte mich nach der Sonne und lief nach Norden. Und dann stand ich vor einer steilen Felswand und blickte in Luftlinie zwei Kilometer entfernt auf unseren Hotelkomplex.


Und nun?

Kurz vor der Steilwand - hinten die Geropotamosmündung
und unsere Hotelanlage. Danach wurd's lustig!
Irgendwie fand ich einen Weg, musste aber ab und an klettern, Zäune überwinden und einige weite Sprünge wagen. Trotzdem schaffte ich es irgendwie ca. 100 Höhenmeter runter und auf die mir bekannte Hauptstraße.

Obwohl es die ganze Zeit bergab ging, kam so natürlich kein "Flow" auf. Ich war am Ende erleichtert, zu wissen, wo ich bin. So genoß ich die letzten 2,5 km und ließ schön "ausrollen".

Auch wenn's am Ende holprig war - nach fast drei Stunden Lauf fühlte ich mich immer noch gut, genoss ein großes - und großartiges - Frühstück und den letzten Tag auf Kreta.

Fast 300 Sportkilometer, über 50 davon gelaufen, fast 15 Stunden Sport, über 5.000 Höhenmeter. Ich bin zufrieden - und Kreta ist toll! Sto äpanithín!

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