Auf zu den Quellen der Saar!
Eigentlich wollte ich ja schon seit zwei Jahren im Sommer mal eine große Randonnée organisieren, die zum Donon, dem Quellberg der Saar, und wieder zurück führt. Irgendwie hat es nie funktioniert, teils weil die potentiellen Teilnehmer keine Zeit, teils nicht die notwendige Form hatten. An diesem Samstag rief mich der Berg allerdings: Ich entschloss mich zu einer Solofahrt, allerdings nur "One-Way". Dank meiner Familie klappte das auch...
"Hast Du was dagegen, wenn ich morgen früh zum Donon fahre? Ihr könnt mich ja dort abholen, dann machen wir noch einen Familienausflug..."
Diese "schääkische" Frage stellte ich meiner Frau Doris Samstags mittags, in der sicheren Erwartung einer Absage - aber nein, zu meiner freudigen Überraschung gönnte mir meine liebe Frau den Spaß und sagte zu.
Hinter Hambach auf dem Radweg Sarreguemines-Grundviller |
Der Rest war einfach: Über den Stockweiher und Heming, Lorquin und Abreschviller wollte ich das Tal der roten Saar hoch zum Col du Donon (727m) und dort dann die Familie treffen, um hinterher noch einen Ausflug Richtung Dabo zu machen.
Morgens um kurz nach acht Uhr ging's los: Die Beine gut verpackt und auch mit langen Armen startete ich bei zunächst 9-10°C in Richtung Rohrbachtal. Ich bemühte mich um eine ökonomische Fahrweise, weil ich wußte, dass ich mir die Körner sparen musste. So ganz allein bei den doch mäßigen Temperaturen würde ein zu forsches Antreten mich spätestens am Fuß des Donon "einholen" - also fuhr ich mit gemäßigtem Puls um die 135 und achtete darauf, dass dieser auch so blieb.
Übrigens: Ich beschreibe hier und anderntags in meinem Blog immer ganz selbstverständlich Grenzübertritte von Deutschland nach Frankreich und umgekehrt. Das ist nicht mal mehr eine Erwähnung wert. Ich hoffe, ich muss nicht in allzu ferner Zukunft meinen Personalausweis bzw. Reisepass mitnehmen und nur noch an "Zollstellen" die Grenze überqueren - falls das dann überhaupt noch geht, denn schließlich ist es ja genau das, was die ganzen Freunde der "Grenzsicherung" herbeischreien. Das sollte einem mal klar werden.
Zum Glück ist das aber nicht die Realität:
Zwischen Vittersbourg und Vibersviller |
Dort dann durch die Rue de la Fôret, unter der N61 durch und vorbei am Étang Saint-Hubert geradeaus in Richtung A4, die ich kurz danach ebenfalls unterquerte und dann noch ein kurzes Stück entlang der Autobahn (bis zur Raststätte "Aire de Repos de Grundviller", danach links abknickend) in Richtung Grundviller fuhr.
Noch letzte Woche war ich auf der Hauptstraße und durch den Wald auf einer anderen Strecke von Grundviller nach Hambach, also in umgekehrter Richtung, unterwegs gewesen.
Das Ergebnis des Vergleichs ist eindeutig: Dieser Weg ist viel besser fahrbar und auch schöner.
Am Mittersheimer Weiher |
Hernach kam ich über Hazembourg nach Vittersbourg, in das Dörfchen hinein führt ein deftiger Anstieg, und ein Plakat wies aufs "Oktoberfest" hin - man merkt, dass sich urdeutsche Traditionen in diesem Teil Frankreichs großer Beliebtheit erfreuen. Auf dem Speiseplan stand dann aber doch "Choucroute alsacienne"...
Über lange, gerade Straßen ging es wellig weiter - über Vibersviller, wo ich die Rose, einen rechten Nebenfluß der Albe, überquerte, und dann nach einem erneuten Anstieg hoch auf die D39 (Munster mit seinem imposanten Stiftskirche Saint-Nicolas aus dem 13. Jahrhundert ließ ich rechts liegen) kam ich dann wieder runter an den Saarkanal kurz vor Mittersheim.
Zapfstelle an der "Écluse No. 1" in Diane-Capelle |
Hier hatte ich schon ein kleines Tief und merkte, dass der Sommer eben schon vorbei ist - bei gerade einmal 12°C wurden die Beine gar nicht richtig warm, und die ganze Zeit allein im Wind machte auch nicht gerade froh. Aber nachdem ich ein bisschen was gegessen hatte, ging's wieder.
Nach dem Mittersheimer Weiher steigt der Saarkanal doch merklich an - innerhalb von sechs Kilometern passiert man acht Schleusenbauwerke. Ich zählte schön runter, nicht mehr weit bis zum Stockweiher.
Kurz danach war ich in Diane-Capelle an der "Écluse No. 1" angekommen - ab hier bewegt sich der Saarkanal auf dem Höhenniveau des Rhein-Marne-Kanals. Hier gibt es eine Zapfstelle, allerdings muss man sich vorher am Schleusenhaus anmelden, damit der Wärter den Hahn entsperrt - ich füllte meine Getränkeflasche auf und machte mich auf den weiteren Weg. Jetzt kam sogar mal kurz die Sonne raus, und ganz schnell stieg die Temperatur um 2-3°C auf akzeptable 14-15°C an.
Entscheide Dich! "Le Donon" oder "Le Donon"? |
Durch Lorquin hindurch ging es nach der Abfahrt schnell, und schon sah ich die ersten Schilder in Richtung "Le Donon". 100 km hatte ich nun hinter mir, noch etwas über 30...
Aus Lorquin heraus überquerte ich die Rupt, einen Nebenbach der weißen Saar, und kurz danach auch diese. Es ging nun flach in Richtung "La Haute Gueisse", wo die D44BIS, auf der ich fuhr, links abgeht und rechts die D96G - an dieser Stelle muss man sich entscheiden, ob man zum Col du Donon lieber linksherum (an der roten Saar entlang) oder rechts herum (der weißen Saar entgegen) möchte.
Immer entlang der roten Saar... |
Im Ort machte ich noch einmal kurz halt, ass die Reste meiner Vorräte und entsorgte noch schnell den Müll von Geltuben sowie diversen Riegel- und Getränkepulververpackungen, bevor ich zur finalen Attacke blies.
Die Beine fühlten sich ganz gut an, und ab der Kreuzung der D44 mit der D96 in Richtung Le Grand-Soldat (ich blieb auf der D44) begann sozusagen der letzte Akt. Vorbei an einem großen Sanatorium ging es zunächst einmal durchs Vallée de Saint-Quirin immer entlang der roten Saar mit leichtem, kaum merkbaren Anstieg bergan. Hier konnte ich noch bequem einen 25er-Schnitt fahren.
Steiler und steiler wurde es... |
In einer langen Rechtskurve überfährt man dann einen Gebirgsbach - das ist aber noch nicht die Rote Saar, sondern ein Nebenbach derselben, der aus dem Tal "Le Rupt des Auges" kommt. Drei Rechts- und eine Linkskurve später kommt man jedoch an eine Rechtskurve, unter der ein Gebirgsbach unter der Straße durchgeführt wird - die junge rote Saar, deren Quelle nach der Umfahrung eines Felsvorsprungs ungefähr zwei Kilometer später wartet.
Es eröffnen sich wunderschöne Ausblicke auf die bunte Herbstwelt der Nordvogesen, aber ich war ziemlich beschäftigt mit dem Hochhalten der Trittfrequenz und merkte nun doch, dass ich schon fast auf Reserve lief.
Schneller als 13-15 km/h fuhr ich nun auch nicht mehr. Allerdings blieb ich auch ganz von Krämpfen oder ähnlichem verschont und konnte trotz der Anstrengung noch jede Menge Spaß empfinden. Weiter wand sich die Straße in vielen Kurven nach oben, und die Aussichten wurden grandioser und grandioser.
Höher und höher ging's, rechts von mir sah ich dann auch den Hinweis auf die Quelle der roten Saar (weiter oben im Wald ist noch eine gefasste) und schon war ich an der letzten Spitzkehre in Richtung Col du Donon.
Le Col du Donon |
Als ich endlich oben war, war ich dann doch froh - und erschlagen. Nach ca. 3 km Abfahrt u.a. vorbei am Abzweig in Richtung Turquestein/Blancrupt ins Tal der weißen Saar sah ich dann auch das Auto meiner Familie, die seit ca. 15 Minuten gewartet hatte - gutes Timing!
Schnell umgezogen, und dann hatten wir noch genügend Zeit für einen schönen Familienausflug vorbei an Hermelange, nach Saarburg und zum Abschluss auf den Rocher de Dabo. Alles in allem ein toller Tag, und ich habe mir einen langgehegten Wunsch endlich erfüllt.
Das sollte der krönende Abschluss der Rennradsaison sein, so kurz vorm November. Aber vielleicht auch nicht! Mal sehen, was noch so kommt...
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