Sonntag, 3. Juli 2016

Die Moder - von der Quelle bis zur Mündung und zurück

Die Moder - von der Quelle bis zur Mündung und zurück






Traumfahrt durch Nordvogesen und Elsaß

Mit Mark die Moder hinunter - und wieder hinauf


Seit Jahren schon zählen die Ausflüge ins Bitscher Land zu den Lieblingsfahrten von mir und all meinen Freunden, die mit mir Rennrad fahren. Sportlich-herausforderndes Terrain, manchmal richtiges Alpenfeeling, tolle Wege ohne Autos, viel Natur und Abwechselung - in der Gegend um die Wasserscheide Rhein/Saar findet man das alles.

Mark am Start in Moderfeld
Dabei bieten die Nebenflüße des Rheins - Lauter (in Dt. Wieslauter), Sauer (in Dt. Saarbach), Moder und Ill - die zwischen Wörth am Rhein und Straßbourg das Elsaß und das Wasgau entwässern, auch hervorragende Radstrecken entlang ihrer Ufer.

So hatten wir uns diese Tour - die Moder hinunter und wieder hinauf - eigentlich schon länger vorgenommen, allerdings war ich aufgrund meiner gesundheitlichen Situation bisher im Frühjahr und beginnenden Sommer (falls man den so nennen kann) eher skeptisch gewesen, ob das nicht eine Spur zuviel sein könnte.

Nun, da es mir aber wieder besser ging, traute ich mich dann doch - und Mark und ich machten uns früh am Morgen mit dem Auto auf den Weg nach Moderfeld zur Quelle eben jener.

Kurz hinter Obermodern
Kurz vor halb acht starteten wir dann, vorbei an der Quelle, die wir uns am Ende ansehen wollten, und zunächst mal ein paar Höhenmeter bergan in Richtung La Petite Pierre, ehe es nach links hinunter ins noch junge Modertal ging.

Nach einer kurzen, schnellen Abfahrt kamen wir nach Zittersheim, wo - Überraschung! - die Straße voller Granulat war. Das Hinweisschild hatten wir in der Abfahrt wohl übersehen und hatten echt Mühe, zum Stehen zu kommen. Von da an waren wir vorsichtiger.

Nach einer kleinen Gegensteigung (Zittersheim wird von einem kleinen Bach durchfloßen, der nach wenigen km in die junge Moder mündet) überfuhren wir die Moder zum ersten Mal, ehe es in den Schlußteil der Abfahrt nach Wingen-sur-Moder ging. Auch hier wieder Granulatalarm, aber wir waren jetzt warmgefahren und vorsichtig.

In Haguenau
Apropos warmgefahren: Es war ganz schön frisch! 13-14°C, und wir behielten die Windjacken schön an - und das noch eine ganze Zeit lang. Mittlerweile hatten wir Wingen verlassen, auch Wimmenau durchquert und waren auf dem Weg nach Ingwiller.

Von leichten Gegensteigungen abgesehen, verlief die Straße naturgemäß leicht bergab - wie immer, wenn man einem Flußlauf folgt.

Allerdings ist das im Fall der Moder nicht so arg beeindruckend - wir waren jetzt auf 180 m über N.N., die Mündung liegt bei 115, und bis dahin hatten wir noch gut 65 km zu fahren - also ca. ein Meter Gefälle pro Kilometer.

Langweilig wurde uns nicht, dafür waren die Orte, durch die wir fuhren, zu pitoresk - nach Ingwiller kam Menchhofen, dann Obermodern und schließlich Pfaffenhofen - und auch die Auen zwischendrin boten jede Menge visuelle Reize. Ob Störche, wunderschöne Höfe mit tollem Blumenschmuck oder einfach abwechselungsreiche, schöne Landschaften.

Richtung Rhein wurden die Straßen länger und gerader -
und man sah auch schon schön den Schwarzwald
Ich hatte aber schon zu kämpfen. Mark, die alte Maschine, hielt das Tempo beständig jenseits der 30 km/h, ich bremste ihn zwar immer wieder, aber das war nicht nachhaltig. Irgendwann kurz vor Haguenau mußte ich dann aber doch um eine Pause bitten und was essen. Danach ging's besser.

Wir hatten Niedermodern, Neubourg und Schweighouse-sur-Moder längst hinter uns gelassen und waren ca. bei km 40, als wir Haguenau erreichten.

Wir verließen den sichtbaren Fluß, der in einem Kanal nördlich um die Stadt herumgeführt wird, und folgtem dem früheren Flußlauf, in dem die Moder verrohrt und unsichtbar durch die Kernstadt fließt. Vorbei am deutsch-französischen Militärfriedhof ging's in Richtung Bischwiller, zunächst durch Kaltenhouse vorbei an dem kleinen Flughafen der Stadt und hinter Bischwiller durch Rohrwiller.

An der Mündung der Moder in den Rhein
Nun überquerten wir auch die Zorn, die hier in die Moder einmündet und den südlicheren Teil der Nordvogesen entwässert.

Jetzt waren wir schon in der Nähe des Rheins: Die Departementstraßen wurden länger und gerader, wir durchquerten Drusenheim (wären wir hier rechts abgebogen, wären wir in etwas mehr als einem Kilometer schon am Rhein gewesen), Sessenheim, Stattmatten, Auenheim, Roeschwoog und Neuhaeusel, ehe wir nach nunmehr 76 km die hier nun parallel zum Rhein laufende Moder auf ihren letzten Kilometern begleiteten.

Bei km 78 unserer Tour schließlich hatten wir die Mündung erreicht. Wir hielten uns aber nicht lange auf, weil wir mächtig Kohldampf schoben und bereits seit einiger Zeit nach einer offenen "Boulangerie" Aussicht hielten.

Frühstückspause kurz nach dem Bergfest!
Kurz danach in Beinheim wurden wir fündig: Fast exakt zum "Bergfest", nach genau 81 km, verspachteteln wir erstmal zwei Baguettes und einiges anderes an Backwerk, was die Bäckereiangestellte ziemlich erstaunte. Aber wir benahmen uns vorbildlich und wurden demnach auch hervorragend bedient!

Dann ging's weiter: Anstatt nach links zurück nach Roeschwoog fuhren wir in Richtung Kesseldorf und überquerten sogar noch zweimal die Sauer, ehe wir durch lange Wälder mit ein wenig Auf und Ab schließlich über Soufflenheim nach Schirrhofen kamen.

Hier waren wir wieder im Einzugsbereich der Moder und hielten ein mittlerweile recht sportliches Tempo von über 29 km/h durch abwechselndes Fahren im Wind konstant.

Bei Oberhoffen-sur-Moder bogen wir am "Quartier Estienne", einem Militärstützpunkt, nach rechts ab und kamen so abseits der doch stark befahrenen D29 in den nördlichen Teil von Haguenau zurück.

Fachwerkhaus in Beinheim
Über die Route de Forstheim, vorbei an der Mars-Fabrik (leider gab's keine Riegel) kamen wir so an die bekannte Ausfallstraße von Haguenau in Richtung Mertzwiller (D1062), wir bogen allerdings in Richtung Industriegebiet ab und suchten den Waldweg (Route Forèstiere d'Uberach) über die nördliche Zinsel.

Auch hier: Schön asphaltiert, keine Autos, wenn's auch teilweise etwas rauh war.

Aber wir konnten die Zielflagge schon riechen: Mehr als 125 km waren wir schon gefahren, und über La Walck, wo wir den Rothbach überquerten, und Pfaffenhofen, wo wir unseren Hinweg fast berührten, ging's rechts der Moder nach Zutzendorf.

Die Route Forèstiere d'Uberach
Danach folgte die erste Bergprüfung vor dem Schlußanstieg: Die lt. gpsies.com vermeintlich befahrbare Strecke entlang des Flußufers Richtung Menchhoffen war ein unbefahrbarer Feldweg (erst bei der Nachbereitung fiel mir auf, dass dieser Teil der Planung ein Fehler meinerseits war - ich hätte das erkennen müssen!).

Wir mussten also auf der D105 über Schillersdorf und die Langenwasen ein paar Höhenmeter machen, ehe wir nach Ingwiller zurückkamen (einfach am Ortseingang von Schillersdorf Richtung Menchhoffen abzubiegen, traute ich mich nicht - die andere Strecke kannte ich).

Im Norden türmten sich dunkle Wolken auf - wir waren bisher trocken geblieben, und ab der Pause in Beinheim auch kurz/kurz gefahren, also "dummelten" wir uns.

Dunkle Wolken drohten, aber machten nicht Ernst...
Ab Ingwiller waren wir auf derselben Strecke unterwegs wie auf dem Hinweg, jedenfalls bis Wingen-sur-Moder.

Und immerhin: Hatten wir für diese zehn Kilometer "bergab" 18:30 gebraucht, fuhren wir nun "bergan" mit 20:30 nur zwei Minuten langsamer.

Im nachhinein betrachtet, war das für mich viel zu schnell. Doch dazu später mehr...

Ab Wingen/Ortsmitte ging's in den Schlußanstieg.

Wir wählten eine andere Strecke als auf dem Hinweg und fuhren parallel zur Bahnstrecke, vorbei am "Musée Lalique" in Richtung Col de Puberg.

Am Col de Puberg
Auch hier hoch gaben Mark und ich Gas - bis zum Col, der Wasserscheide zwischen Saar (Eichel) und Rhein (Falkenthalbaechel) und auch danach, hoch in Richtung Puberg, ehe wir wieder am Auto ankamen.

Zunächst jedoch besichtigten wir noch die Moderquelle, um unsere Fahrt auch gebührend abzurunden.

Auf der Rückfahrt spürte ich schon meine Knochen. Ab Loutzviller fuhr dann Mark, weil ich Krämpfe bekam.

Dankenswerterweise gab's bei Mark zuhause massenweise Kohlenhydrate, seine Frau hatte einen leckeren Nudelauflauf gezaubert.

An der Moderquelle: Die Runde war geschafft
Trotzdem: Ich fiel, als ich heimkam, erstmal auf die Couch. Schon abends "sangen" meine Knie ihr Klagelied.

Ich hatte mich eindeutig übernommen. Egal! Die Tour war's irgendwo schon wert.

Aber es war auch ein eindrucksvoller Beweis, dass mein Verzicht auf die Teilnahme an der "Marmotte" eine gute Entscheidung war.

 Spätestens an den Wänden des Galibier wäre ich den Heldentod gestorben...












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