Sonntag, 2. September 2012

Berlin2012-Vorbereitung: 15. Saarschleifen-Halbmarathon

Berlin2012-Vorbereitung: 15. Saarschleifen-Halbmarathon von joaum bei Garmin Connect – Details

Heute morgen noch war ich in meiner Vorbereitung auf ein Sub3-Finish in Berlin mitten in der Vorbereitung, aber begleitet von vielen Fragezeichen. Das wichtigste stand hinter dem Satz: Hält der lädierte biceps fermoris im rechten Oberschenkel? Zur selben Zeit in der Vorbereitung auf den Bonn-Marathon im Frühjahr riss ich mir denselben nämlich entzwei, in einem adrenalingetränkten Schlußspurt beim Freiburg-Halbmarathon. Der Trost der persönlichen Bestzeit von 1:23:23 war schwach, denn den geplanten Marathonstart musste ich absagen.

Noch ganz gechillt vor dem Start in Merzig... Foto: Jacques Wenger/energis

Nun also Merzig, den hatte ich 2009 schon mal gelaufen, mit 1:29:19 war ich damals zum ersten Mal unter 1:30 geblieben, und hatte ihn von daher in guter Erinnerung. Trotz eines hohen Anteils an Waldwegen, was locker zwei-drei Minuten kostet, und zwei-drei kurzen, aber fiesen Steigungen (Staustufe Mettlach, Sportplatz Besseringen und Auffahrt zur B51 in Merzig) ein schöner, flüssiger und vor allem pittoresker Halbmarathon, den man unbedingt mal gelaufen sein sollte. Vor allem aber hatte ich mir vorgenommen, keinen falschen Ehrgeiz aufkommen zu lassen oder gar auf die Platzierung zu schielen: 1:25:00 war das einzige Ziel, und das mit einem möglichst gleichmäßigen Lauf, so wie es der Trainingsplan vorsah. Im Rennen der Versuchung zu widerstehen, den Angriff eines anderen Läufers zu kontern bzw. selbst Tempoverschärfungen zu initiieren, ist schwerer, als man glauben mag. Es ist schließlich ein Wettkampf. Eins vorweg: Ich hatte mich bzw. meine "Competitiveness" gut im Griff...

Gleich nach Ankunft in Merzig traf ich meinen alten Schwarzenholzer Kumpel Frank Sehn und seine Frau Kety, die beide - wie ich - den Wettkampf als Vorbereitungswettkampf auf den Berlin-Marathon bestritten. Frank peilte, wie er sagte, eine Zeit um 1:20:00 an, das sollte, wie sich später zeigte, für den Sieg reichen. Wir liefen uns in Saarhausen, wohin wir mit dem Bus transferiert wurden, gemeinsam warm und dann erklang um 10:00 Uhr auch schon der Startschuss.

Auf den ersten beiden Kilometern, die ich planmäßig in Zeiten um die 4:00 absolvierte, lief Frank sogar noch mit mir (ich übernahm sogar mal für einige Meter die Führung!) ehe er sich gemeinsam mit vier Gefährten langsam absetzte. Ein fünfter gesellte sich dazu, fiel aber bei Mettlach zu mir zurück, einen der vier hatten wir da schon "kassiert". Ich lag also gemeinsam mit dem französischen Laufkollegen (der kam als Siebenter ins Ziel, man sieht ihn im Bild unten links neben mir) auf Platz 4 - kaum zu fassen.

Kurz nach dem Ortseingang in Mettlach, um km 6
Danke an Hansmartin Schweitzer von www.1000-fotos.de
Ein Läufer lief zu uns auf (im Bild oben rechts im gelben Jersey, er wurde am Ende Sechster), konnte das Tempo aber spätestens nach der Staustufe in Mettlach nicht halten; kurz danach fiel auch der Franzose zurück. Ich lief bis dahin wie ein Uhrwerk, aber wurde dann doch leicht irritiert, als ich scheinbar Mühe hatte, die 4:01/km zu bringen. Ich merkte aber schnell, woran das lag: In dem stark bewaldeten Gebiet unterschlug mein Garmin mir etliche gelaufene Meter in Ermangelung eines ausreichenden GPS-Signals. Als ich an einem der aufgestellten Schilder vorbeikam und daher sicher wußte, daß ich noch 10 km zu laufen hatte, überschlug ich im Kopf meine Durchgangszeit und kam dahinter, daß ich fast 50 sec. zu schnell unterwegs war!

Erleichtert beschloss ich, etwas "Dampf rauszunehmen", um wie geplant die 1:25:00 zu laufen - denn den gleichen Fehler wie in Freiburg wollte ich nicht nochmal machen. Ich hätte zwar weiter 3:55-3:58 laufen können - mein Puls lag bei ca. 160 bpm, ich fühlte mich immer noch stark, aber mit Rücksicht auf meinen Oberschenkel und mit dem großen Ziel Berlin vor Augen wollte und durfte ich nichts riskieren. Da machte es mir auch nichts aus, daß mich in Besseringen noch ein Läufer von hinten "kassierte" (der Boris Ruth wollte mich sogar noch mitnehmen, aber ich sagte ihm, daß ich lieber bei meinem Tempo bliebe - auch er lief wie ich in Berlin, aber dort war ich dann schneller ;-)), ich lief schön meinen Stiefel herunter und plante die Zielzeit 1:25:00 genau. Und alles lief wie geschmiert! Wenige Kilometer vor dem Ziel überlief ich auch noch die Marathonsiegerin bei den Frauen, Tanja Hoos - was deshalb so lustig anmutete, weil mich 2009 wenige Kilometer vor dem Ziel, fast an gleicher Stelle, ihr Mann Jörg auf dem Weg zu seinem Sieg im Marathon überholt hatte...

300m vor dem Ziel im Stadtpark Merzig
Danke für das Foto an Astrid Klug!

Ganz entspannt und erleichtert lief ich in den Stadtpark ein und genoss die letzten Meter. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man nach langem Training und mit vielen Zweifeln beladen dann genau das erreicht, was man sich vorgenommen hat, in dem Wissen, notfalls noch mehr zu bringen in der Lage zu sein, aber mit Rücksicht auf das große Ziel - Berlin unter drei Stunden - lieber etwas Zurückhaltung zu üben - und sich dessen bewußt zu sein.

Im Ziel... (Foto: meisterchip.de)


Trotzdem war der fünfte Gesamtplatz - sogar der dritte und damit ein "Podiumsfinish" in der AK M40 - eine schöne Beigabe zu einem tollen Laufsonntag...


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