Sonntag, 30. Juli 2017

Rhodos - der Norden




Mit dem Leihrad durch den Norden von Rhodos


Endlich auch mal Rad fahren!


Nachdem ich an den ersten beiden Urlaubstagen laufen war, hielt ich gestern mal einen Ruhetag ein - schließlich war ja auch Sonntag. Aber da freute ich mich schon den ganzen Tag auf den heutigen Montag, den für diesen und den Dienstag hatte ich mir ein Rennrad ausgeliehen, das ich mir von Rodos Cycling, die ich vorher im Internet ausfindig gemacht und mit Zois Drivas schon Kontakt geknüpft hatte. Toller Laden, nette Leute, günstiger Preis, sehr zu empfehlen!

Hinter Faliraki, Blick nach Süden in Richtung Lindos
Zois, der Chef höchstselbst, lieferte mir mein Leihrad, ein Giant-Carbonrahmen mit 52 cm, der gut auf mich passte, um die Mittagszeit ans Hotel.

Ich brauchte nur ca. 30 Minuten zum Anschrauben der Pedale, Einbau der Garmin-Komponenten, Einstellen und Testen, und schon war das Teil fahrbereit. Die Schaltung war, na ja, nicht die neuste, aber für die beiden Ausfahrten sollte es dann doch reichen, dachte ich mir. Für 50,- € und zwei Tage war das ok!

Ich wartete bis 16 Uhr, aber es war immer noch bullenheiß. Egal, irgendwann musste ich schon los, wenn ich die geplanten ca. 80 km bis zum Einbruch der Dämmerung (Lampen hatte ich keine dabei) hinbekommen wollte.

Mein Leihrad
Der Plan war, zunächst mal nach Süden zu rollen, und nach dem Einfahren einmal auf die andere Seite der Insel, nach Norden und durch die Stadt zurück.

Schon kurz nach dem Start die erste Krise: Brutaler Gegenwind! Ich musste mächtig kurbeln, und irgendwie war die Wattanzeige auch nicht in Ordnung - sie zeigte viel zu geringe Werte. Offenbar hatte ich bei der Montage nicht ordentlich eingerichtet bzw. kalibriert. Das war ärgerlich, weil ich in letzter Zeit wirklich schätzen gelernt habe, wie gut und dosiert man mit der Wattzahl trainieren und fahren kann. Gut, dann halt nach "Gefühl"...

Ich fuhr durch Faliraki, den wohl bekanntesten und als "Touristenhochburg" (teilweise zu Recht) verschrieenen Ferienort auf Rhodos, und am Ende des Orts bog ich auf die Hauptstraße gen Süden ein. Der Wind kam von Südwesten, und egal wie, ich hatte immer das Gefühl, er blase mir (einem Fön gleich) genau ins Gesicht.

Auch, als ich nach rechts abbog und das Gelände langsam anstieg, hoch in Richtung des Stadtbezirks Kalythies des Gemeindebezirks Kallithea, in dem ich mich immer noch befand, saugte mir die Hitze in Verbindung mit dem Wind buchstäblich die Energie aus den Beinen.

Rennradtauglich? Eher negativ...
Ich musste Tempo rausnehmen, und am Fuße des Bergs Psalidi kam dann der Super-GAU: Ich folgte der Planroute, die angeblich rennradtauglich war (danke für nichts, gpsies.com!), bis ich auf einer üblen "strada bianchi" war. Trotz langsamen Durchfahrens und der Hoffnung auf Besserung dauerte es keine 500m nach dem Verlassen des Asphalts, bis mit einem lauten "Pffft!" der Hinterreifen aufgab und ich den strategischen Rückzug antreten musste.

Zurück auf der Straße machte ich mich an die Reparatur. Und gleich das nächste Frusterlebnis: Meine CO²-Pumpe war defekt, somit das Aufblasen des neuen Schlauchs unmöglich. Glücklicherweise war am Leihrad eine Pumpe montiert, zwar unter Mißachtung der heiligen Velominati-Regel #30, aber das war mir im Moment nicht nur egal, sondern sogar recht.

Psinthos
Dann ging's weiter. Mein Frust-Level baute sich nur langsam ab, das Terrain war wellig, und der Wind nach wie vor erbarmungslos. Aber nach und nach fing mich die Schönheit der Landschaft wieder ein, und ich genoß die Fahrt. Mein Schnitt bisher war unterirdisch (22 km/h), aber ich teilte mir meine Kräfte trotzdem ein, in Erwartung einer leichten Abkühlung gegen Abend.

Auf der Westseite: Am Platys entlang ging's Richtung Meer
So kam ich dann nach Psinthos, dem vorerst mal höchsten Punkt, knapp 300m über N.N. - ein wunderschönes Dörfchen mit landestypischen, weißen Häusern, so gar nicht verbaut und atmosphärisch richtig dicht.

Nun stand eine Entscheidung an - gleich Richtung Norden und zurück, oder noch ein bißchen weiterfahren? Da ich mich wie gesagt ein wenig erholt hatte, entschied ich mich dann doch den Weg nach Süden ins Tal des Flußes Loutanis zu fahren und dann über Archipoli einen Weg auf die Westseite der Insel zu suchen.

Die Abfahrt diente meiner Erholung noch mehr, wiewohl immer wieder kleine giftige Gegenanstiege zu nehmen waren, die die Bäche, die dem Loutanis hier zufließen, in den kargen Kalkstein gegraben haben. Irgendwann war ich aber im Flußtal angekommen und überquerte den noch jungen Fluß. Nun kam der nächste Anstieg hoch nach Archipoli und direkt danach ging es weiter bergauf nach Eleousa.

Hier oben war man wirklich im Inneren der Insel. Leerstehende, halbfertige Gebäude, die Bauern als Strohlager dienen, Honigverkäufer am Straßenrand, freilaufende Ziegen, über allem eine total entspannte Ruhe. Herrlich!

Hier oben, am Fuße des Berges Profitis Ilias, war dann auch der höchste Punkt der Fahrt und die Wasserscheide - von nun an ging's bergab, und so wuchs dann auch mein Schnitt auf einigermaßen erträgliche 25-26 km/h an.
Pause in Billy's Place in Theologos

Auf der "Odyssea Eliti" ging's Richtung Heimat
Durch Dimylia und dann entlang des noch jungen Flußes Platys kam ich dann doch noch an die Westküste nach Soroni.

Nun war der Wind mein Freund: Er blies mir kräftig in den Rücken, als ich die Westküste hoch nach Nordosten fuhr. Einen "Tankstopp" legte ich in Billy's Place in Theologos aber doch noch ein und trank insgesamt ein Liter alkoholfreies Bier, das herrlich schmeckte (unter anderen Umständen wäre meine Einschätzung wohl eine andere gewesen).

Weiter ging's vorbei am Flughafen in Richtung Rhodos-Stadt! Kurz hinterm Flughafen standen zwei junge Mädels und hielten den Daumen raus. Als ich vorbeifuhr, zuckte ich, Bedauern zeigend, mit denSchultern und machte eine "Sorry"-Geste. Die eine verstand's nicht, aber die andere brach in schallendes Gelächter aus. Das sind dann solche Momente...

Mittlerweile war mein Schnitt auf über 27 km/h angewachsen, ich trat beständig über 30 km/h, laut Anzeige mit 60-70 Watt, aber wie gesagt - da stimmte was nicht. Egal!

Über Kremasti (toller Sandstrand!) und Ialysos näherte ich mich der Stadt. Nun stand ein doch heftiger Anstieg bis auf die halbe Höhe zur Akropolis an, 1,3 km, auf denen man 90 Höhenmeter überwand. Nun suchte ich mir einen Weg rüber auf die Ostseite, verbockte das aber und landete auf der Schnellstraße, was nicht ganz ungefährlich war. Die verließ ich dann auch schnell wieder und fand bei Sgorou die "Odyssea Eliti", die mich zurück in bekannte Gefilde führte. Ich konnte unser Hotel sogar schon sehen! Es war mittlerweile kurz vor 20 Uhr, und die Sonne sank schon merklich. Nun war's auch durchaus angenehm, "nur" noch 28°C.

Die letzten 4-5 km genoß ich daher, ehe ich nach vier Stunden, davon drei Stunden reiner Fahrzeit, müde, aber voller Eindrücke, wieder im Hotel ankam. Das war eine tolle Runde, und ich freute mich schon auf die nächste gleich am nächsten Morgen...






















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