Schlechte Voraussetzungen, super Rennen!
Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Von Halsweh geplagt, bei Regen gestartet - und trotzdem neue persönliche Bestzeit (-13 sec.) und sogar Dritter im Gesamtklassement, Zweiter in der M45!
Heute fanden in Saarbrücken die Landesmeisterschaften im Halbmarathon statt, auf einer meiner absoluten Lieblingsstrecken - ich aber startete in Bad Kreuznach bei der 25. Auflage des Seppel-Kiefer-Gedächtnislaufs, weil Herbert Steffny das so von mir will. Jedenfalls sein Plan für einen Sub3-Marathon, den ich ja ziemlich streng befolge, auch und gerade weil er mir schon zweimal einen Sub3-Marathon beschert hat.
Salinental kommt von -na? - Genau! Den Salinen... |
Der Plan sieht nach den ersten Zehner nach drei Trainingswochen (ich hatte ihn eine Woche vorverlegt, um beim Ferraro-Gutsweiherlauf in Neunkirchen starten zu können) nach fünf Wochen und damit genau zur Halbzeit der Vorbereitung einen zweiten Zehner vor, der im Gegensatz zum ersten eine schon recht ambitionierte Zeit von 38:30 verlangt. Genau so wollte ich eigentlich auch laufen.
Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines Starts kamen mir allerdings in den letzten Tagen. Seit Mittwoch hatte ich wohl eine leichte Seitenstrangangina. Ich hatte Schmerzen, die ins Ohr ausstrahlten, die Lymphknoten im oberen Halsbereich reagierten empfindlich auf Druck - die klassischen Symptome. Dazu erhöhte Pulswerte bei leichtem Jogging, was schon auf eine gesamtkörperliche Schwächung hindeutete, aber seit gestern mittag wurde es schon besser und heute morgen waren die Schmerzen fast weg. Ich entschloss mich also zum Start, aber hatte mir fest vorgenommen, bei Problemen (hoher Puls, Schwächegefühle o.ä.) sofort abzubrechen. Das war mein Kompromiss zwischen Vorsicht und Ehrgeiz. Außerdem hatte ich, in Übereinstimmung mit den Dopingrichtlinien, vorher massenhaft Doritricin gelutscht, Imupret geschluckt und sogar kurz vorm Start noch ein Enduu-Ampullchen runtergekippt...
Kurz vorm Start mit noch skeptischem Blick. Der sollte sich später aufhellen... |
Wir fuhren gegen 08.15 Uhr los in Richtung Bad Kreuznach, und 20 km vor der Nahestadt begann es dann pünktlich zu regnen. Na super! 3°C und dann auch noch Schiitwetter! Das Einlaufen in Vollmontur war keine Freude, aber rechtzeitig vor dem Start lies der Regen etwas nach, und - soviel vorweg - schon in der ersten Rennhälfte hörte er ganz auf.
Der Seppel-Kiefer-Gedächtnislauf ist eine logistische Meisterleistung der Lauffreunde Naheland Bad Kreuznach. Um 10.00 Uhr startete der 5-km-Wettbewerb, um 10.10 Uhr die Halbmarathonis, vorher schon jede Menge Kinderrennen und Kurzstrecken - wir waren um 10.20 Uhr der achte und letzte Start.
Als es losging, lief ich mit hoher Schrittfrequenz, aber nicht mit voller Power, los und kalkulierte ein, dass der erste Kilometer eines Rennens meist schneller wird als er soll, danach wollte ich "mein Tempo" finden. Schwupps war ich Zweiter hinter dem "Einheimischen" Bernd Hipp, der auch noch in meiner AK war. Der ging ein gutes Tempo, ich kam gut mit, es ging die Nahe hoch in Richtung Bad Münster am Stein.
Ich war hocherfreut, denn das angeschlagene 3:45-3:48er-Tempo bereitete mir überhaupt keine Probleme, und die Gruppe blieb bis km 4 schön zusammen, eher der erste zurückfiel. Ab der Rückkehr zu den Salinen wurde der Kurs allerdings sehr winklig, und das bremste schon ein bisschen, zudem mussten wir jetzt auch dauernd langsamere Halbmarathonis überholen.
Unser Radführer vornedran machte da aber einen Superjob und schoss dabei auch noch Fotos - ein echter Teufelskerl!
So ging es dann recht gleichmäßig in Richtung Ende der ersten Runde. Ich hatte meinen Platz gefunden und war erfreut, dass meine Befürchtungen bzgl. der eventuellen Schwächung durch den Infekt offenbar unbegründet waren. Als Vierter passierte ich die Halbzeitmarkierung, und es ging auf Runde zwei.
Jetzt kam Musik rein: Stefan Hinze und Bernd Hipp verschärften auf km 6 das Tempo und setzten sich von uns ab, ich blieb aber cool und lief meinen Stiefel. Torsten Kohl, auch ein Einheimischer und auch in meiner AK, hielt zunächst noch mit, aber kurz vor der Wende in Bad Münster am Stein musste er abreissen lassen. Ich war jetzt allein und konzentrierte mich aufs Tempohalten - bloss nicht von den langsameren Halbmarathonis einlullen lassen!
Die beiden ersten waren ca. 100m vor mir, ich versuchte sie zu fixieren, was auch ganz gut gelang. Näher kam ich zwar nicht, aber das war egal - wichtig war, gleichmäßig zu laufen. Und ich war die ganze Zeit um die 3:45-3:47/km unterwegs - super! Langsam musste ich zwar an die Reserven gehen, aber es waren ja auch nur noch 2 km, als wir wieder in der Höhe des Stadions am zur Nahe hin gelegenen Ende einer der großen Salinen waren. Ich sah die beiden ersten immer noch ca. 100m vor mir - klasse.
Schrecksekunde bei km 8,5: Eine Gruppe Walker, die sich zwar vorschriftsmäßig verhielt, irritierte mich nichtsdestotrotz - fast wäre ich falsch abgebogen. Ich maulte (ohne Grund, aber mein hoher Adrenalinpegel mag da als Entschuldigung gelten), ein Ordner wies mich völlig zurecht darauf hin, dass ich doch schon in Runde 1 hier war und wissen müsste, wo es lang geht. Alles klar, Chef! War ja auch nix passiert, bestenfalls 3-4 Sekunden verloren, aber das konnte ich mir leisten. Immer weiter, gleich kam km 9, und mir wurde klar, dass ich mit einem einigermaßen schnellen letzten Kilometer meine bisherige persönliche Bestzeit (37:54) signifikant würde verbessern können.
Ich holte nochmal die große Kelle raus und gab Stoff. Ich hörte mich zwar an wie Martina Hingis zu ihren besten Zeiten, aber egal - die Füße rotierten, die Schritte wurden etwas länger, ich sah schon das Stadion und den Zielbereich. Ein kurzer Blick auf die Uhr 100m vorm Ziel, als ich auf die Stadionlaufbahn einbog - 37:20, wow! Ich gab nochmal richtig Gas und genoss die letzten Meter, die Uhr blieb bei 37:41 stehen.
Super! Ich gratulierte den beiden Erstplazierten und bedankte mich für das tolle Zusammenlaufen auf der ersten Runde und das nicht zu brutale Tempoverschärfen, das mir trotz dem "Reissen-lassen-müssen" zumindest meine Moral erhielt.
Mit dem Sportkameraden Bernd Hipp (Zweiter Gesamt, Sieger AK M45) |
Nach dem Duschen hielten wir beide noch ein nettes Schwätzchen und versprachen uns, bald mal wieder zusammen und gegeneinander zu laufen - entweder im Nahetal, irgendwo sonst in der Pfalz oder sogar im Saarland.
Ich bin sehr zufrieden! Das Halsweh ist heute abend kaum noch spürbar und morgen bestimmt weg. Dann stehen 90 min. lockeres Jogging in 5:30/km an - und Dienstag erstmal wieder Pause!
Nun ist also die Vorbereitung zur Hälfte rum. 435 km sind abgerissen, gut 38 Stunden war ich bei 31 Aktivitäten (zwei Wettkämpfen) laufend unterwegs.
In den nächsten Wochen stehen einige lange Läufe, noch ein Halbmarathon als Wettkampf (Freiburg am 29.03.) und dann auch schon ein langsam weniger intensives Training in Richtung Mitte April an - bisher bin ich gut auf Kurs. Boston kann kommen!
Rennergebnis
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