Donnerstag, 31. Mai 2018

#granfondo_2018_03 Geierlay City - Neunkirchen


Über den wilden Hunsbuckel!

Dritter "Hunderter" für 2018 - und klar der härteste...


Heute besuchte ich mit der Familie den Geburtstort meines Großvaters und danach in Mörsdorf die Geierlay, bis 2017 die längste, jetzt die zweitlängste Fußgängerseilbrücke in Deutschland (nach der Titan RT im Harz).

Kurz nach 16 Uhr war Start in Mörsdorf
Gegen 16 Uhr machte sich die Familie im Auto auf den Rückweg, ich hingegen packte das Rennrad aus dem Kofferraum und fuhr "hemmzus" mit dem Rad. Ich hatte die Strecke am Computer vorgeplant, grob gesagt dachte ich mir: "Einfach immer links am Erbeskopf vorbei, da geht's dann tendentiell bergab bis über die Nahe, und dann nochmal hoch nach Freisen und am Schluß das Ostertal runter - einfach!"

Von wegen. Aber dazu später mehr.

Die Potamologie, also die Lehre von den fließenden Gewässern, ist ja eins meiner Steckenpferde. Gerade für Radfahrer ist sie auch nützlich und hilfreich, vor allem beim Kartenlesen. Bäche, Flüsse und Ströme formen Landschaften, und wenn man sich damit beschäftigt und es bei der Planung von Strecken auch berücksichtigt, kann man sich unliebsame Überraschungen sparen. 100 km entlang von Saar, Mosel und Rhein fahren sich nun mal anders, wenn man am Flußufer entlangfährt, als wenn man über die Berge und Täler von 15 Nebenflüßen klettert und abfährt.

Die ersten 50 km waren wenig wellig und auch schnell
Da ich mich aber in der Gegend nicht so auskannte, hatte ich bei der Planung mehr darauf geachtet, dass ich mich auf nicht allzu stark befahrenen Straßen möglichst direkt auf Neunkirchen zubewege, und weniger darauf, wie das Profil der Strecke ist. Meine Route lag allerdings genau in der Mitte zwischen Quellen und Mündungen der meisten Nahe-Nebenflüsse und -bäche - somit hatte ich ein richtiges "Sägezahnprofil" vor mir.

Auf den ersten 50 Kilometern fiel das noch nicht so auf. Vorbei an Kastellaun, durch Bell, Reich, Heinzenbach, Kirchberg, Hecken und Lindenscheid ging's gut voran, da waren kaum Wellen größeren Ausmaßes dabei.

Danach ging's aber los: In Oberkirn ging's runter ins Kyrbachtal, dann wieder hoch, und gleich wieder runter ins Idarbachtal nach Rhaunen. Einen weiteren Idarbach sollte ich später noch passieren - dieser hier fließt zuerst in den Hahnenbach, einen Nebenfluß der Nahe. Nachdem ich in das besagte Tal abgefahren war, musste ich die bis dahin längste Steigung zum bis dahin höchsten Punkt der Route erklimmen - hoch nach Hottenbach, fast 4 km mit 150 Höhenmetern, also 4% im Schnitt.

Blick auf den Idarkopf und die alte Skipiste
Rechts sah ich gut die alte Skipiste auf dem Idarkopf, der zu den größten Bergen in Rheinland-Pfalz gehört und mit vielen anderen Nebenbergen den Erbeskopf umrahmt - er ist fast genauso hoch (1,2 m niedriger) als die Hohe Acht in der Eifel.

Interessant: Der Idarkopf wurde im Winter als Skigebiet genutzt: Es bestanden zwei Schlepplifte, zwei Skipisten (eine davon war 1.200 m lang) und mehrere Langlaufloipen, eine 600 m lange Rodelbahn und ein 80 m langer Rodelkanal.

Im Winter 2009/10 wurden die Liftanlagen wegen größerer Defekte nicht mehr in Betrieb genommen. Weitere schwere Schäden an den Anlagen verursachte Orkan Xynthia im Februar 2010. Der Bau einer Skihalle an gleicher Stelle befand sich in Planung, wurde aber auf Grund naturschutzrechtlicher Bedenken verworfen.

Pause am Tiefenbach in Tiefenstein
Es ging gleich wieder runter (was sonst?) ins Fischbachtal, wieder hoch nach Mörschied und Herborn, und dann wieder rasant runter ins Tal des zweiten Idarbachs des heutigen Tages nach Tiefenstein.

Hier machte ich mal Pause, füllte meine Trinkflaschen und nahm im Tiefenbach ein ausgiebiges Fußbad. Herrlich!

So erfrischt nahm ich den Anstieg nach Hettenrodt in Angriff und "knackte" erstmals die 500m-über-NN-Marke, ehe es wieder runter ging, durch Mackenrodt und Nockenthal ins Tal des Schwollbachs, den ich durch Niederbrombach hinabfuhr bis an die Mündung desselben in die Nahe. Der Name mag einem bekannt vorkommen: Der Bach kommt aus Schwollen, dem bekannten Sprudeldorf.

Im Nahetal machte ich meine zweite Pause. 67 km hatte ich hinter mir, mit 291m über NN war ich nur leicht höher als im Bliestal und schon niedriger als bei mir zuhause.

Es standen noch einige Steigungen an, hoch nach Reichenbach ins Einzugsgebiet des Heimbachs und über diesen drüber würden noch einige Höhenmeter dazukommen, ehe ich dann die Wasserscheide zwischen Oster/Blies und Nahe bei Freisen vor der Brust hatte - da würde es nochmal auf 580m über NN gehen, zum höchsten Punkt der Fahrt. Uff!

Im Nahetal bei km 67
Es ging also erstmal aus dem Nahetal wieder hoch - über einen tollen Waldweg mit Serpentinen, den "Sperrengraben" hoch auf dem Weg nach Reichenbach. Ich mühte mich redlich und dadurch, dass ich etwas ausgeruht war, konnte ich auch fast 270 Watt im Schnitt treten, so dass ich nach knapp 10 Minuten "oben" war. Es folgte eine kurze Abfahrt nach Reichenbach, und dann fuhr ich bergab parallel zum gleichnamigen Bach bis zu dessen Zusammenfluß mit dem Baumholder Bach, dem ich dann bergan folgte.

Die Steigung war angenehm zu fahren, vor Baumholder ging's dann rechts ab und leicht wellig über den daneben gelegenen Eschenbach, bevor es dann wieder runter ging ins Tal des Mormoogsbachs in Fohren-Linden, mittlerweile hatte ich 80 Kilometer auf dem Tacho.

Nun begann die härteste Prüfung - der letzte heftige Anstieg über die L348 von Berschweiler, 3,5 Kilometer lang, 180 Höhenmeter in Richtung der Wasserscheide zwischen Nahe und Oster (Blies).

Hier trat ich nochmal über 250 Watt im Schnitt und schraubte mich mit fast letzter Kraft hoch - wissend, dass danach von Freisen aus bis nach Hause eine fast durchgängige Abfahrt auf mich wartete.

Der Sperrengrabenbach liegt rechts dieses schönen Anstiegs
Freisen liegt nämlich noch oberhalb der Osterquelle, der den Ort prägende Freisbach und seine Nebenbäche (Briesbach, Kannesbach, Bergebach und Briehlbach und Hufbach) fließen der Nahe zu.

Erst nachdem man den Ort verlassen hat und über die L123/L122 Richtung Oberkirchen fährt, kommt man entlang des Dünkelbachs, des ersten Nebenbachs der Oster, in deren Einzugsgebiet.

Meine Durchschnittsgeschwindigkeit am höchsten Punkt der Strecke oberhalb Freisens war auf exakt 27 km/h abgesunken, nachdem sie zu Beginn noch gut über 29 km/h gelegen hatte. Aber hey, jetzt rollte es wieder!

Dahemm is dahemm - kurz vor Hangard, noch 10 km!
Durch Oberkirchen, Haupersweiler, Seitzweiler (von da ab rechts der Oster über den Radweg), Osterbrücken, Marth und Niederkirchen nahm ich richtig Fahrt auf und sammelte wieder Kraft für den kleinen Zwischenanstieg bei Dörrenbach (kurz davor machte ich die 100 km voll), ehe es wieder weiter das Ostertal runterging, durch Fürth nach Hangard und schließlich Wiebelskirchen.

Nachdem ich den Kuchenberg überwunden hatte, kam ich im Bliestal in Neunkirchen an und hatte den Schnitt auf 28,5 km/h hochgeschraubt.

Die letzten zwei Kilometer pedalierte ich dann aber sehr locker. Müde, aber zufrieden kam ich nach viereinhalb Stunden brutto (4:10 netto) zuhause an.

Fazit: Tolle Tour, aber das nächste Mal seh ich mir das Profil vorher genauer an!







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