Die Fahrt als Animationsfilm von relive.cc
Drei Seen und zwei Pässe an einem Tag
Beeindruckende Bergtour mit einigen Extra-Höhenmetern
Zunächst ging's mal direkt am Gardasee vorbei |
Ich hielt mich ansonsten an seinen Rat (doppelt so lang fahren wie laufen, Puls 10-15 Schläge niedriger) aber machte ansonsten meinen Frieden mit dem "Systembruch". Ist ja auch nur das eine Mal, versprochen!
Während meine Frau und die Mädels es sich am Strand des Gardasees gemütlich machten, fuhr ich um kurz nach 11 Uhr los.
Kurz vor Salò zwischen Monte Modero und Monte Croce |
Trotzdem genoß ich die Durchfahrt des Hafens von Desdenzano, durchfuhr Moniga del Garda, Raffa und Cunetonne auf der geradesten Strecke und rauschte die Abfahrt nach Salò hinunter.
Mein Ziel war schließlich keine Panoramafahrt entlang der Küste, sondern ich wollte schnellstmöglich Gargnano am Westufer des Sees erreichen, von wo aus es dann in die Berge gehen sollte. Davon abgesehen fuhr ich hinter Salò ohnehin fast ausschließlich an der Küste entlang, wenn auch der Dauerstau, von dem ich eigentlich nur auf der Abfahrt nach Salò verschont blieb, wieder hinderlich war. Erst hinter Cecina, also nach ca. 35 km, war damit Schluß.
Ab Gargagno ging's bergauf! |
An einer Quelle füllte ich erst mal meine Wasserflasche auf und suchte mir bergauf einen vernünftigen Rhythmus, wobei ich bemüht war, nicht mehr als 250 Watt zu treten - schließlich fing der Tag hier erst so richtig an.
Es ging dann auch nett nach oben, die Steigung war gleichmäßig, der Puls bewegte sich im 145er-Bereich. Aber es war heiß, und ich bekam Durst und Hunger. Nach nicht ganz 30 Minuten hatte ich mich von ca. 70 m über N.N. auf 470 hochgearbeitet, als ich an der Trattoria Campeggio Giglio vorbeifuhr - Zeit für Mittagessen!
Der Staudamm des Lago di Valvestino |
Kurz darauf kam ich in das Hochtal des Torrente Tosciano, der hier mittels eines Staudamms zum fjordartigen "Lago di Valvestino" aufgestaut wird, von dem aus ein Elektrizitätswerk in Gargagno Strom für 30.000 Haushalte liefert.
Es ging rechts am See vorbei, über drei Brücken an Seitenarmen, die Aussichten waren wunderschön, und am Ende des Sees wartete die nächste richtige Steigung.
Molino di Bollone:Ab hier begann der zweite etwas forderndere Anstieg auf knapp 1.000 m über N.N. |
Nach links geht's über die SP 58 Richtung Capovalle, nach links über die SP9 Richtung Turano, wobei man auch hier zwangsläufig irgendwann nach Capovalle kommt - oder irgendwo in einer Sackgasse endet, denn über den Höhengrat führt sonst keine asphaltierte Straße.
Ich fuhr meiner geplanten Strecke nach links Richtung Capovalle und Richtung Passo San Rocco, der lt. Karten 1.020 m über N.N. liegt (ich maß allerdings nur 930), und überwand auf den nächsten sieben Kilometern nochmal 400 hm in knapp 31 Minuten, ehe ich über den Pass fuhr.
Hier hätte ich links ab gemusst. Hätte, hätte, Fahrradkette... |
Nun, die Zwischenabfahrt begann am Passo San Rocco, und im Rausch der Geschwindigkeit übersah ich wohl das kleine Sträßchen (SP 56), das 800 m nach der Passhöhe nach links abzweigt (siehe Bild). Stattdessen fuhr ich Ohrenschaf weiter die Abfahrt auf der SP 58 runter und wunderte mich, dass die "Zwischenabfahrt" so lang war. Den Warnton meines Garmin tat ich arrogant als Messfehler ab.
Der Lago d'Idro von der SP 58 aus, Blickrichtung Südwest |
Dass im weiteren Verlauf meiner Fahrt aus dem Konjunktiv noch der Indikativ werden würde, was das Val Degagna anging, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht...
Sieht so eine Abfahrt aus? Eher nein. |
Was? 12% auf den nächsten 3 km? Was ist das denn? Egal, fahren wir mal - dafür wird die Abfahrt nachher um so schöner! Erst nach 2 km Anstieg eröffnete sich mir mein Fehler: Ich blickte auf den See zurück, diesmal nach Norden, und sah die Chiese im Westen in einem Tal verschwinden. Na klasse!
Endlich oben! Und auch noch ein Brunnen! Danke, Maria! |
Jetzt dämmerte es mir - ich war wieder unterwegs zur Höhe Cime bzw. Cavallino Fobbia Richtung Val Degagna - der Garmin rechnet brutal die kürzeste Strecke aus, nicht zwingend die flachste. Argh! Mir blieb nichts übrig, ich kletterte weiter, es ging durch ein weiteres kleines Bergdorf, Vico, ehe ich endlich, nachdem ich die "Santuario di Santa Maria delle Pertiche" passiert und ein Stoßgebet gen Himmel geschickt hatte, ich möge doch bald die Passhöhe erreicht haben, erhört wurde.
Blick ins Val Degagna kurz nach Beginn der Abfahrt |
Links war sogar ein kleiner Brunnen, ich erfrischte mich ordentlich, dankte der Mutter Gottes, füllte meine Flasche auf und machte mich auf in die 11 km lange und 22 Minuten dauernde Abfahrt durchs Val Degagna in Richtung Vobarno, wo ich denn Fiume Chiese endlich sah, denn in ihn mündet die Torrente Agna, der Fluß, der das Tal geformt hat.
Auf den ersten Kilometern ist die Abfahrt noch recht rauh und an einigen Stellen kaum asphaltiert, aber wenn man vorsichtig fährt, geht's auch mit dem Rennrad. Nach knapp 1,5 km kommt von links auch die Straße heraus, von der ich eigentlich hätte kommen sollen, wenn ich mich kurz nach dem Passo San Rocco nicht verfahren hätte.
Kurz vor der Mündung des Torrente Agna in die Chiese |
Nach 5:17 Stunden reiner Fahrzeit (insgesamt 6:43 incl. Pausen, Fotostopps und sonstiger Haltenotwendigkeiten) war ich froh, nicht mehr treten zu müssen.
Trotz Verfahrer und manchem Frustmoment - die Tour war klasse! Das nächste Mal, wenn wir hier sind, wird die Gegend nochmals erkundet - unter Einbringung der Erfahrungen von diesem Mal. Aber wetten, dass ich mich dann wieder verfahre?
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