Samstag, 13. August 2016

#chicago2016 #09 - Berglauf brutal

#chicago2016 #09 - Berglauf brutal





Ein Höhenmeter-Rekord für die Ewigkeit?



Mein zweiter richtiger Berglauf gehört zurecht in die Kategorie "brutal"



Morgenblick von der Tarscher Alm runter in den Vinschgau
Ich stand vor unserem achttägigen Familienurlaub am Gardasee vor einem echten Dilemma: Wie schaffe ich es, trotz Urlaubs den Trainingsplan für den Chicago-Marathon einigermaßen einzuhalten, zumal ich am Gardasee ob der wunderbaren Landschaft mindestens zwei lange Rennradtouren machen wollte? Wie gelingt das besonders an den An- und Abreisetagen?

Die Lösung: Ein bißchen Phantasie, eine entspannte Anreise über zwei Tage, öfter mal was Neues, ein wenig rumschrauben und ansonsten einfach keine Panik machen.
Der Weg ins Tal: Die aufgehende Sonne küsst die Bergspitzen

So fuhren wir also schon Freitags los, im Vinschgau schoben wir eine Übernachtung ein.

Wir hatten uns die Tarscher Almlounge / Berghotel ausgesucht, die auf 1.949m über N.N. liegt und nur durch einen sechs Kilometer langen Feld/Waldweg mit dem Auto zu erreichen ist - dabei muss man ab dem Verlassen der asphaltierten Straße ca. 750 hm auf etwas über 6 km überwinden. Hört sich wie ein Abenteuer an? Das war's auch!

Aber das Hotel ist spitze, die Inhaber sehr freundlich, und der Sonnenuntergang überm Reschenpass unbeschreiblich.

Nach einem schönen Nachmittag in Meran erklommen wir also mit unserem Ford S-Max die Alm und genossen die Szenerie. Den Berglauf hatte ich mir für den nächsten Morgen vorgenommen.

Hier ging's los - noch 5,05 km und 664 hm bis zur Alm
Früh schälte ich mich aus dem Bett und schlich mich, ohne die Familie zu wecken, aus dem Zimmer. Draußen war es angenehm, schon fast warm, trotz fast 2.000m Höhe.

Ich tastete mich bergabwärts, bergablaufen ist ja eher unangenehm, und nahm mir vor, nach 5 km umzudrehen und im Pulsbereich um die 155 (also Wettkampfpuls) den Berg zu erklimmen.

Immerhin: Da warteten 664 hm auf 5,05 km auf mich, eine durchschnittliche Steigung von 13%! Ich würde mir meine Kräfte also einteilen müssen, das war mir klar.

"Weiter, immer weiter!" (Oliver Kahn)
Der erste Kilometer ging noch, der war nach ca. 200 m nicht mal so steil, aber dann ging's los mit Rampen um die 20-25%. Die waren ausnahmsweise betoniert, sonst wäre man mit zweiradgetriebenen Autos wohl nicht hochgekommen.

Nachdem ich den ersten Kilometer sogar noch in 7:35 absolviert hatte, blieb dann der nächste (mit 155 hm, also 15,5% durchschnittlicher Steigung!) mit 10:51 deutlich langsamer.

Hier hatte ich aber schon durchgehend Wettkampfpuls mit 154 bpm. Der dritte Kilometer ging sogar wieder etwas besser, klar unter 10 Minuten, aber die letzten beiden verlangten nochmal alles von mir.

Ein Kilometer vorm Ziel - ich konnte die Alm schon sehen!
Endlich sah ich die Alm, als ich aus dem Wald rauskam. Mit 166 hm hatte dieser letzte Kilometer aber auch die stärkste Steigung. Ich kämpfte mich mit letzter Kraft nach oben, bemüht, im Laufschritt zu bleiben. Dann war's endlich geschafft! Das Frühstück danach schmeckte wirklich vorzüglich.

Mein bisher härtester Berglauf (abgesehen vom Schaumberglauf 2014, den ich als Wettkampf bestritt, und der auf 9 km (anstatt auf 5) "nur" ca. 350 hm hatte) war der im letztjährigen Pyrenäenurlaub von Arreau auf den Mont St. Gaillard, bei knapp 5 km hatte der gerade mal 350 hm. Also kein Vergleich mit Tarsch, zumal hier auch die Strecke noch trailig war, was es nicht einfacher machte.

Aber egal: Der Sonnenaufgang, das Panorama, die Luft - unbeschreiblich. Ob der Rekord wirklich für die Ewigkeit ist? Wohl nicht: Wenn ich wieder mal hierherkomme, mach ich das von der Etsch aus bis ganz nach oben. Das wären dann 12,6 km mit 1285 hm - das sind ja nur knapp über 10% im Schnitt, ein Kinderspiel!

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