Zu hoch gepokert und den Preis dafür bezahlt!
Mein zweiter Heini-Langlotz-Lauf in Brühl (2012 war der erste) läßt mich nun, da er vorbei ist, umso wehmütiger an die Erstauflage 2012 zurückdenken. Damals lief ich 37:56, heute war ich fast drei Minuten langsamer. Warum?
Zwei Gründe:
Das Ziel des Laufs ist im Steffi-Graf-Park - eine schöne Ehrerbietung an Brühls erfolgreichste Sportlerin |
Der zweite, viel wichtigere Grund: Ich hab einfach zu hoch gepokert.
Nach dem doch relativ enttäuschenden Zehner vor zwei Wochen in Merzig, bei dem ich mit 42:37 über drei Minuten unter der vom Steffny-Plan eigentlich erwarteten 39:30 blieb, hatte ich diesesmal das Ziel, die verlangten 38:30 zu laufen, und meine Trainingsleistungen und die Daten gaben auch durchaus zu der Hoffnung Anlass.
Der Heini-Langlotz-Lauf, benannt nach dem mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichneten "Vater der Brühler Leitathletik", der 2006 starb und über 1000 Kreistitel, über 180 badische Titel sowie Endkampfplatzierungen bei deutschen Meisterschaften erreichte, ist ein schöner Lauf. Eine tolle Strecke, ein wenig trailig, aber bis auf einige kurze Rampen flach und schnell. Das Rennen endet im "Steffi-Graf-Park", Ziel ist neben einem Kindergarten, und meine Schuhe zog ich vor dem Raum der "Peter-Maffay-Gruppe" an!
Vor dem Rennen traf ich noch Steffen Bremeier, einen alten Freund, der mittlerweile in Mannheim arbeitet und dessen Frau Petra ich schon seit meiner Jugend gut kenne. Das war schön und gab mir nochmal einen Motivationsschub.
Ich ging das Rennen, das bei eigentlich gutem Laufwetter von 14°C und trotz drohender Wolken trockener Strecke beste Bedingungen hatte (wenn man mal von dem starken Wind absieht) entsprechend ambitioniert an.
Der erste Kilometer rollte gut in 3:45, ich hatte eine schöne Gruppe, aber in der Folge beging ich den ersten (taktischen) Fehler: Ich wollte die Gruppe unbedingt halten, ohne dabei die Vorteile zu genießen.
Ich war rechts platziert und bekam den Wind voll ab, aber ein Wechsel in eine windgeschütztere Position war auf dem schmalen Pfad nicht möglich, ohne dass ich mich und andere gefährdet hätte. Also auf die Zähne beißen und weiterlaufen, dachte ich, und tat es auch.
Nach dem Rennen |
Zwar beruhigte sich das Tempo etwas, zwischen Kilometer drei und fünf liefen wir 3:53 im Schnitt, doch auch das war einfach zu schnell für mich, vor allem nach den zwei schnellen ersten. Wir überholten einen Läufer, der sich offenbar verletzt hatte und humpelte. Ich empfand Mitleid.
Die Gruppe war schon klasse, nach hinten klaffte eine große Lücke. Zur Halbzeit mit 19:13 lag ich sogar vier Sekunden schneller als der von Steffny erwartete Schnitt. Sollte die 38:30 tatsächlich drin sein? Sie wäre es gewesen - wenn, ja wenn ich dieses Tempo hätten halten können.
Konnte ich aber nicht. Ich gab auf Kilometer sechs alles, was ich hatte, raus kam eine 4:09, weil ich auch an Schrittfrequenz verlor, unruhig lief, und obwohl ich versuchte, was möglich war, musste ich die Gruppe ziehen lassen. Nun war ich allein, und der Wind kam von vorne. Nicht gut.
Klar macht man solche Läufe, um auch die Galligkeit zu trainieren. Ich sagte mir: "Wenn Du das Tempo hältst, reicht's wenigstens für eine Sub40-Zeit! Komm schon!" Die Selbstmotivation fruchtete nicht. Ich wollte einen Turbo zünden, aber da war keiner. Nach und nach liefen mich Sportkameraden auf. Das wirkt auch nicht gerade motivierend.
Kilometer sieben brachte so den Vorgeschmack der unvermeidlich folgenden Ernüchterung, wenn auch die 4:11 noch ganz ok waren. Ich lag immer noch ca. 25 Sekunden unterhalb der 39:59-Prognose.
Es waren zwar nur noch drei Kilometer, aber jemand hatte den Stecker gezogen. Ich konnte einfach nicht mehr. Bei Kilometer acht hatte ich meinen Vorsprung verbraucht, und der Rest war nur noch Leiden. Nur kurz vor dem Ziel konnte ich mich nochmal zu was ähnlichem wie einem Sprint zusammenreissen, damit ich wenigstens unter 41 Minuten blieb, was mit 40:59 denkbar knapp gelang.
Das Raid Sarre-Moselle-Shirt von 2015 hatte seine Chance als Wettkampfshirt. Ein Glücksbringer war's nicht... |
Zweieinhalb Minuten langsamer als ich laut Steffny eigentlich hätte laufen sollen. Aber mehr war heute einfach nicht drin. Die Form überschätzt, die Taktik verhunzt, nicht genügend Tempohärte. Dann kommt halt nicht mehr rum.
Das Auslaufen, das deutlich länger geriet als ich es eigentlich vorhatte, verkam zum Frustabbau.
Ich mach mich trotzdem nicht verrückt. Immerhin hatte ich mich gegenüber Merzig doch um 1:40 min. verbessert, und das zeigt, dass es in die richtige Richtung geht. Ich kann auch Tempo laufen, auch etwas hochpulsiger, daran liegt es nicht, nur fehlt mir etwas die Härte. Aber wenn ich noch ein bißchen Gewicht mache und mich nicht hängen lasse, wird das schon.
Es wird jetzt ordentlich weitertrainiert. Der nächste Test ist am 02.04.17 in Freiburg, da soll ich 1:25:00 laufen. Vor dem Marathon in Chicago, den ich ja in 2:59:47 erfolgreich finishte, gelang mir beim Test-Halbmarathon mit 1:26:14 ja auch kein "Burner", aber was zählt, ist der Marathon. Sollte ich in Freiburg allerdings nicht wenigstens in diesen Bereich reinlaufen, werde ich meine Ziele für Hamburg wohl justieren müssen. Doch dafür ist es jetzt noch zu früh.
Mund abputzen, weiter geht's! Morgen Regeneration, Dienstag Pause, und Mittwoch kommt ein zügiger Dauerlauf. Wenigstens sind die 500 km für dieses Jahr schon mal geknackt. Und die Vorbereitung zur Hälfte geschafft.
Die offiziellen Ergebnisse
Wird schon, bald wird es wieder warm, dann purzeln auch die Zeiten!
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